Dieter Ilg
Biographie Dieter Ilg
Dieter Ilg
zählt heute zu jener Handvoll europäischer Spitzenmusiker, die es verstehen, in jedes Projekt einen unverkennbaren musikalischen Beitrag einfließen zu lassen. Ob als gefragtes, stilsicheres Gruppenmitglied oder als Leiter seiner eigenen Ensembles: immer versteht es Ilg, seine Funktion als Bassist und Fundament des musikalischen Geschehens mit einer grazilen Leichtigkeit und Ausdrucksstärke zu verbinden, die sich den instrumentaltechnischen Schwierigkeiten des Kontrabasses zu entziehen scheint.
Dieter Ilg vereint wie nur wenige die Kunst des Begleitens und die Kunst des Solierens.
Seine virtuose, individuelle, leidenschaftliche und geschmackssichere Stimme ist ein kostbarer Beitrag im internationalen Jazz geworden.
Mit sechs Jahren – und gestählt durch exzessive Blockflöterei im Kindergarten – spielte Dieter Ilg Geige, später Bratsche, mit dreizehn wechselte er zum Kontrabass. Nach vier Jahren an der Städtischen Musikschule Offenburg suchte Ilg neue Lehrer und fand sie zunächst in Norbert Brenner, dem Solokontrabassisten des SWF-Sinfonieorchesters Baden-Baden, dann verschiedenen Pädagogen und Profis bei Jazzkursen in Burghausen, Remscheid und Tübingen. Von 1981 an verfeinerte Ilg weitere vier Jahre lang seine praktischen und theoretischen Kenntnisse an der Musikhochschule Freiburg bei Prof. Wolfgang Stert, anschließend als Fulbright-Stipendiat an der New Yorker Manhattan School of Music (1986/87). Parallel zur Schul – und Hochschulzeit ließ er sich wissbegierig von Meistern des Fachs wie Eddie Gomez, Ron McClure, Rufus Reid, Adelhard Roidinger und Miroslav Vitous in die Geheimnisse der hohen Gestaltungskunst einweihen. Und er konnte auf die ersten profunden Bühnenerfahrungen aufbauen. Denn, noch während seines letzten Schuljahres, wurde der Abiturient festes Mitglied des Joe Viera Sextetts (1981-84) und startete im Anschluß daran zusammen mit dem Pianisten Klaus Ignatzek ein erstes Trioprojekt. Auf diese Weise füllte sich sein Terminkalender und über Gastsolisten wie Bobby Watson oder David Liebman auch das Buch der Referenzen. Letzterer trug entscheidend dazu bei, daß Ilg sich für einen New York – Aufenthalt entschied und lud ihn ein, in NYC im Januar 1987 ein John Coltrane Memorial Concert mitzugestalten.
Die Sterne standen in günstiger Position. Ilg ergriff die Gelegenheit und gründete – wenige Wochen nach seiner Rückkehr aus New York – sein erstes eigenes Trio mit dem Gitarristen John Schröder und Wolfgang Haffner am Schlagzeug. Gleichzeitig wurde der Youngster Mitglied des Randy Brecker Quintets (1987-89). Von dem amerikanischen Startrompeter gibt es auch hinsichtlich der außerordentlichen Fähigkeiten des deutschen Bassmannes die bemerkenswerte Aussage aus dem Jahre 1987: „ You must be a star in Germany ! “…….
Mit einem Mal ging es Schlag auf Schlag. Baden-Württembergischer Jazzpreis 1988, (aus der Begründung: “Faszinierend sind die Ausdrucksstärke und Leuchtkraft seines Tones, die Originalität seiner Ensemblekonzeption und seine individuelle harmonische Denkweise”), regelmäßige Auftritte mit der WDR-Big-Band, eine Spanientournee mit Bennie Wallace (1989), im selben Jahr die Neuauflage seines Trios, diesmal mit dem New Yorker Pianisten Marc Copland als Partner. Drei Trio-CDs mit den US-Schlagzeugern Bill Stewart, Ralph Penland und Jeff Hirshfield zeugen von dieser spannenden Zusammenarbeit.
Dann kamen die musikalisch reibungsintensiven Neunziger und mit ihnen eine Reihe von Entscheidungen. Auf der einen Seite lief das Tagesgeschäft. Seit 1991 war Ilg mit Deutschlands renommiertester Modern Jazz Combo, dem Mangelsdorff / Dauner Quintett unterwegs. Das Goethe-Institut schickte ihn an der Seite von Christof Lauer durch die Welt. Die Arbeit mit Copland war zur künstlerischen Freundschaft gereift und brachte im Trio und Quintett immer neue reizvolle Klangfacetten zum Vorschein. Mit dem französisch-vietnamesischen Gitarristen Nguyên Lê und dem Drummer Danny Gottlieb wurde ordentlich jazzrockig abgeräumt (1994-97) und die Liste der angesehenen Sidemanjobs wuchs beständig. Trotzdem fehlte etwas, ein wiedererkennbares und charakteristisches Projekt aus der Mitte des Herzens. ...