Album Info

Album Veröffentlichung:
2021

HRA-Veröffentlichung:
21.05.2021

Label: XJAZZ Music

Genre: Jazz

Subgenre: Crossover Jazz

Interpret: Fabia Mantwill Orchestra

Das Album enthält Albumcover

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Formate & Preise

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FLAC 48 $ 13,50
  • 1 Ophelia 07:56
  • 2 Pjujeck 06:48
  • 3 Sasa Ndio Sasa Opening 02:45
  • 4 Sasa Ndio Sasa 07:15
  • 5 Erwachen 05:54
  • 6 Kumbukumbu 07:53
  • 7 Trio.logy 05:54
  • 8 Mélodie de la rivière 08:02
  • 9 Festival at High Noon 07:01
  • Total Runtime 59:28

Info zu EM.PERIENCE

Ein starkes Debüt mit einer völlig neuen kollektiv-individuellen Stimme. So kompromisslos wie unbeirrt aus vielen Traditionen in eine neue musikalische Zukunft weisend.

In der Frühzeit des Jazz wurde alles, was die Größe eines Septetts übertraf, Orchestra genannt. Jazz- Ikonen wie Duke Ellington, Stan Kenton oder Gil Evans machten es auch später nicht unter dem Orchester. Die Berliner Saxofonistin, Sängerin und Bandleaderin Fabia Mantwill greift mit ihrem Album ‚EM.PERIENCE‘ die Idee des Orchesters auf und führt sie weiter. Sie wollte den Klangkörper der Big Band öffnen und findet es spannend, mit Instrumenten zu experimentieren, die eher im klassischen Kontext zu Hause sind. Streicher und Harfe sind für sie keine Ergänzung zur Jazz-Formation, sondern integrale Bestandteile ihres groß angelegten Orchester-Klangverständnisses.

Je größer eine Idee, desto mehr Zeit braucht sie. Fabia Mantwill ließ die Dinge langsam angehen, Schritt für Schritt, und begab sich nach dem Studium erst einmal auf die Suche nach ihren Wurzeln. Ein Schlüsselerlebnis hatte sie 2015 während eines Seminars in Washington D.C.. Einer der Dozenten spielte Blues vor. Das berührte mich, aber ich spürte auch, dass ich das nicht so fühle wie jemand, der in diese Kultur hineingewachsen ist und sie in sich aufgesaugt hat. Ich hingegen bin viel mehr mit der europäischen klassischen Musik sozialisiert und spürte den Drang, beide Elemente vereinen zu wollen. Schon immer liebte ich den Sound von Streichorchestern und hatte ein Faible zum Komponieren für große Ensembles und die damit schier unendliche Palette an Klangfarben. Aus dieser Vorstellung von einem orchestraleren Klang wuchs dann die Besetzung heraus, die jetzt auf ‚EM.PERIENCE’ zu hören ist.“

Das war beileibe kein gradliniger Prozess. Die junge Bandleaderin experimentierte mit Stimmen, Klängen, Harmonien und Besetzungen, bis sich aus der unendlichen Masse der Kombinationen das Ensemble kristallisierte, dessen fulminante Ganzheitlichkeit sie auf ihrem Debütalbum zu Gehör bringt.

Neben amerikanisch geprägtem Jazz und europäischen Klassik-Spuren lässt Fabia Mantwill auch afrikanische und lateinamerikanische Sounds und Rhythmen erklingen. Wie Goethes Zauberlehrling entfacht sie eine Vielzahl von Kräften, die sich verselbständigen, ohne dass sie jedoch darüber die Kontrolle verlöre. Ein Großteil der Impressionen, die sie hier in komplexe Sounds übersetzt, basiert auf Reisen, die sich über mehr als zehn Jahre erstreckten. Schon mit 15 bereiste sie Indien, später führten sie monatelange musikalische Expeditionen kreuz und quer durch Afrika, Europa und Südamerika. Ein halbes Jahr studierte sie zudem an der Sibelius Akademie in Helsinki. Überall lernte sie Menschen, Orte, Landschaften und Kulturen kennen und saugte mit notorischer Neugier alles auf, wessen sie habhaft werden konnte. Sie öffnete sich dem Fremden, machte es zu Eigenem und musste sich am Ende nur selbst wie ein Buch lesen, um fernab jeder Global-Village-Fragwürdigkeit ein überaus persönliches und organisches Klangbilderbuch ihrer Erlebnisse, Erfahrungen und Verwurzelungen zu offenbaren.

Durch viele der acht Songs scheinen sich gleich Wetterlagen verschiedene Luftschichten zu ziehen, deren Aromen einander durchdringen, imaginäre Erinnerungen wecken, aber nur selten konkret einem bestimmten Ort oder Ereignis zuzuordnen sind. Ein stilvoller Jahrmarkt der Epochen, Himmelsrichtungen und Assoziationsmöglichkeiten, ist ‚EM.PERIENCE‘ zugleich ein geglückter Drahtseilakt zwischen totaler Kontrolle, die man als Orchesterleiterin braucht, und dem bedingungslosen Loslassen, um alles ermöglichen, was sich von selbst in der Musik manifestieren will. Die grenzenlose Wollust an spontaner Klangarchitektur befreit sich bei Fabia Mantwill von allen Hierarchien und Herleitungen. Es darf einfach passieren, und es passiert.

Der Titel ‚EM.PERIENCE‘ ist nicht nur eine Ableitung der Wörter Empathie und Experience, sondern deutet auch auf das Empirische hin. Der Sound des Fabia Mantwill Orchestras definiert sich weniger über die Stimmen der einzelnen Mitglieder als viel mehr über die Handschrift der Leaderin als Komponistin und Arrangeurin. Die Mitspieler dafür zu finden, war nicht einfach. Der Kern der Jazzmusiker des Albums rekrutiert sich zwar aus Wegbegleiterinnen und Mitstreitern ihrer Studentenzeit, aber umso schwerer war es, Stimmen für das Orchester zu finden, die in der Klassik zuhause sind. Peu à Peu fügte sich ein Klangkörper von 24 Persönlichkeiten zusammen. Fabia Mantwill bringt es auf die sehr poetische Formel einer „Gemeinschaft von Menschen, die der Musik Gutes will.“

Zwischen hingebungsvollen Ensemblemitgliedern und namhaften Gastsolisten wie Kurt Rosenwinkel, Nils Landgren, Ben Wendel oder Marcio Doctor nimmt Fabia Mantwill selbst die zentrale Rolle einer omnipräsenten Multitaskerin wahr. Sie tritt nicht nur als Saxofonistin, Sängerin, Komponistin, Arrangeurin und Dirigentin in Erscheinung, sondern agiert auch als Organisatorin und zwischenmenschliche Akteurin dieses Mammutprojektes. Manche Prozesse wie das Komponieren und Arrangieren laufen solitär ab, andere erfordern die ganze Gemeinschaft, einige benötigen langen Vorlauf, andere ergeben sich aus dem Augenblick. „Gerade das macht es für mich so spannend“, gesteht die Berlinerin. „Viele haben mich für verrückt erklärt, ein Ensemble in dieser Dimension ins Leben zu rufen. Aber ich mag Herausforderungen, und der innigste Wunsch, mein Debütalbum mit diesem Orchester aufzunehmen, das Feedback der Musikerinnen und Musiker sowie auch die Resonanz des Publikums, haben mich immer wieder gestärkt und berührt.“

Jedes Stück erzählt eine authentische Geschichte und nimmt den Zuhörer an unterschiedliche Orte und Regionen mit – räumlich, bildlich und emotional. Begegnungen und musikalische Botschaften wurden auf „EM.PERIENCE“ audiovisuell verarbeitet. Maria Vittoria Scarcia – eine feinfühlige Zeichnerin aus Italien – hat jeden Track künstlerisch interpretiert. Ihre Arbeit wird ebenfalls in dem umfassenden Booklet der Doppel-Vinyl und CD präsentiert.

Fabia Mantwill hat den Mut, Gegensätze als Gegensätze zu belassen, und die seltene Gabe, aus diesen scharfen Kontrasten eine Einheit zu formulieren. Wer denkt, im großformatigen Jazz wäre alles gesagt, wird mit ‚EM.PERIENCE‘ staunend feststellen, dass sich auf diesem fulminanten Debüt eine völlig neue kollektiv-individuelle Stimme Gehör verschafft, die ebenso kompromisslos wie unbeirrt aus vielen Traditionen eine neue musikalische Zukunft ableitet.

Fabia Mantwill Orchestra




Fabia Mantwill
Sie hat bereits für das Metropole Orkest (NL) unter der Leitung von Vince Mendoza und feat. Becca Stevens geschrieben. 2019 wurde sie als Gastkomponistin und -dirigentin zum XJAZZ Festival in Minsk eingeladen. Im November 2018 fand die Uraufführung ihres Orchesterwerks Sasa ndio Sasa in der Elbphilharmonie statt, bei der sie gleichzeitig als Komponistin, Dirigentin und Solistin in Erscheinung trat.

2017 wurde Fabia Mantwill für die Teilnahme am Internationalen Workshop für Jazz und Creative Music am Banff Center in Kanada, unter Leitung von Vijay Iyer und Tyshawn Sorey auserwählt, 2016 vom John F. Kennedy Center of the Performing Arts mit der Betty Carter’s Jazz Ahead Residency ausgezeichnet.

Sie hat einen Master of Music (HfMT Hamburg) und einen Bachelor of Arts (Jazz Institut Berlin & Sibelius Akademie Helsinki). Fabia spielte bereits Konzerte im Kennedy Center (Washington D.C.) und im Apollo Theater (New York) und tourte in China, Indien, Brasilien, Westafrika, Kanada, USA & Europa.

Seit Februar 2019 leitet sie ihre eigene interdisziplinäre Konzertreihe unter dem Titel ART.IST, bei der sie regelmäßig internationale MusikerInnen und KünstlerInnen einlädt.

„Beautiful ... touched my heart.“ (Charles Lloyd)

„Lyrisch und ausdrucksstark vereint die Saxophonistin, Vokalistin und Komponistin Fabia Mantwill die Schönheit unserer Welt auf eine Weise, wie sie nur selten von zeitgenössischen Komponisten erreicht wird. Ihre Musik atmet und berührt.“ (Greg Cohen) „Fabia Mantwill hat den Mut, Gegensätze als Gegensätze zu belassen, und die seltene Gabe, aus diesen scharfen Kontrasten eine Einheit zu formulieren.“ (Wolf Kampmann, Jazzthing)



Dieses Album enthält kein Booklet

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