Who's Afraid Of...? Boulanger Trio
Album info
Album-Release:
2024
HRA-Release:
01.11.2024
Label: Berlin Classics
Genre: Classical
Subgenre: Chamber Music
Artist: Boulanger Trio
Composer: Elfrida Andree (1841-1929), Vittoria Raphaella Aleotti (1575-1646), Barbara Strozzi (1619-1677), Fanny Mendelssohn-Hensel (1805-1847), Maria Theresia von Paradis (1759-1824), Lera Auerbach (1973), Lili Boulanger (1893-1918), Alicia Keys (1981), Barbara (1930-1997)
Album including Album cover
- Elfrida Andrée (1841 - 1929): Trio No. 2 in G Minor:
- 1 Andrée: Trio No. 2 in G Minor: I. Allegro agitato 08:17
- 2 Andrée: Trio No. 2 in G Minor: II. Andante con Espressione 05:53
- 3 Andrée: Trio No. 2 in G Minor: III. Finale. Rondo. Allegro risoluto 07:08
- Maria Theresia Paradis (1759 - 1824): Erinnerung ans Schicksal:
- 4 Paradis: Erinnerung ans Schicksal 02:54
- Fanny Hensel (1805 - 1847): Trio in D Minor, Op. 11:
- 5 Hensel: Trio in D Minor, Op. 11: I. Allegro molto vivace 11:53
- 6 Hensel: Trio in D Minor, Op. 11: II. Andante espressivo 06:16
- 7 Hensel: Trio in D Minor, Op. 11: III. Lied: Allegretto 01:49
- 8 Hensel: Trio in D Minor, Op. 11: IV. Allegretto moderato 05:59
- Lera Auerbach (b. 1973): Postscriptum:
- 9 Auerbach: Postscriptum 05:47
- Kate Bush (b. 1958): Running Up that Hill:
- 10 Bush: Running Up That Hill 05:17
- Lili Boulanger (1893 - 1918): Clairières dans le ciel:
- 11 Boulanger: Clairières dans le ciel: No. 3, Parfois, je suis triste 03:32
- 12 Boulanger: Clairières dans le ciel: No. 9, Les lilas qui avaient fleuri 02:30
- 13 Boulanger: Clairières dans le ciel: No. 11, Par ce que j'ai souffert 02:39
- Vittoria Aleotti (1575 - 1620): Io v'amo vita mia:
- 14 Aleotti: Io v'amo vita mia 02:25
- Rosa Linn (b. 2000): Snap:
- 15 Linn: Snap 03:32
- Barbara Strozzi (1619 - 1677): Che si può fare?:
- 16 Strozzi: Che si può fare? 03:28
- Alicia Keys (b. 1981): Fallin':
- 17 Keys: Fallin' 03:54
- Barbara (b. 1930): Göttingen:
- 18 Barbara: Göttingen 03:08
Info for Who's Afraid Of...?
Neun eindrucksvolle Werke verschiedener Komponistinnen aus einer Zeitspanne von 450 Jahren beleuchten, welch unterschiedliche Möglichkeiten Frauen in ihrer jeweiligen Zeit auszuschöpfen vermochten. Die Komponistin Elfrida Andrée (1841–1929) arbeitete beispielsweise entgegen den damaligen gesellschaftlichen Konventionen als Organistin an der Kathedrale von Göteborg. Bis heute ist sie damit die einzige Frau Schwedens, die als Organistin einer Domkirche tätig war. Dagegen war es Fanny Hensel (1805–1847) nicht möglich, aus dem Schatten ihres Bruders Felix Mendelssohn Bartholdy zu treten. Die Familie ließ die beiden Geschwister musikalisch ausbilden, konnte sich allerdings nur für den Sohn eine Karriere vor- stellen. Und das, obwohl die Tochter ebenso talentiert war wie ihr Bruder. Sie komponierte über 460 Werke und absolvierte erfolgreich unzählige Konzerte als Pianistin und Dirigentin. Überraschenderweise hat es aber schon weit vor Fanny Hensel und Elfrida Andrée Frauen gegeben, die konsequent einen künstlerischen Weg verfolgen konnten. Vittoria Aleotti (1575– 1646) beispielsweise hat auf Grund der Unterstützung ihres Vaters ihr ganzes Leben der Musik widmen und sogar ihre eigenen Madrigale veröffentlichen können. Umso erstaunlicher ist, dass die Werke der Komponistin Lili Boulanger erst in den Sechzigerjahren der breiten Öffentlichkeit bekannt wurden, obwohl ihre Schwester, die bedeutende Musikpädagogin Nadia Boulanger, sich nach dem frühen Tod ihrer Schwester ein Leben lang für deren Werke eingesetzt hat.
Spannend ist auch das Leben und Schaffen von Maria Theresia Paradis (1759– 1824), die trotz ihrer Blindheit eine große Konzertreise durch Europa als Pianistin unternahm und für das Komponieren eine eigene Notenschreibmaschine besaß. Oder die französische Chansonnière Barbara (1930–1997), die mit ihrem Lied „Göttingen“ einen wesentlichen Beitrag zur Völkerverständigung und Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland nach Ende des Zweiten Weltkrieges leistete. Das Boulanger Trio fand viele interessante Frauen, deren Musik gespielt und deren Geschichte erzählt gehören. Darum sind auf dem digitalen Album zwei weitere Künstlerinnen vertreten: Die Ikone Kate Bush, die fast nebenbei das Headset erfand, weil sie mehr Bewegungsfreiheit auf der Bühne brauchte. Und die armenische Sänge- rin Rosa Linn, die im Jahr 2022 TikTok zum Glühen brachte, als das Video mit ihrem Eurovision Song Contest Lied „SNAP“ viral ging.
So unterschiedlich die Geschichten der einzelnen Komponistinnen auch sind, sie vereint die leidenschaftliche Ausdrucksstärke ihrer Werke. Diese greift das Boulanger Trio auf und sorgt mit seiner mitreißenden Spielfreude und seinem wunderbaren Reichtum an Klangfarben dafür, dass diese Musik ihre Leuchtkraft voll entfalten kann. „Das Trio von Fanny Hensel beginnt mit einem unglaublich stürmischen ersten Satz, der voller Leidenschaft ist. Dann folgen ein berührender langsamer Satz und danach noch ein ganz schlichtes Lied. Während dann der letzte Satz ein kraftvoll virtuoses, rhapsodisches Finale ist“ schwärmt Ilona Kindt. Einen konkreten Unterschied zwischen den Werken von Komponistinnen im Vergleich zu denen männlicher Kollegen gibt es für das Boulanger Trio allerdings nicht. „Jeder Komponist und jede Komponistin hat eine eigene Sprache. Für uns steht im Vordergrund, diese individuelle Sprache zu entdecken, wenn wir ein Werk zum ersten Mal spielen. Das versuchen wir dann als Ensemble auf unsere Instrumente zu übersetzten.“ erklärt Birgit Erz, Violinistin des Trios. Und dennoch scheint sich ein melancholischer Ton durch dieses Album zu ziehen. „Bei der Auswahl der Stücke haben wir gar nicht darauf geachtet. Das viele Moll ist uns erst hinterher aufgefallen“, berichtet Birgit Erz. „Ich finde, dass der traurige Unterton den langsamen Dur-Sätzen der großen Trios des Albums etwas Friedliches verleiht. So entstehen ganz besonders beglückende Momente.“
Das Boulanger Trio ist eines der wenigen rein weiblich besetzten Ensembles. Geplant hatten sie das nicht. Es war einfach Liebe auf den ersten Blick. „Von Anfang an hatten wir drei eine starke Verbindung zueinander. Wir lieben die gemeinsame Arbeit, allem voran natürlich unsere Konzerte, aber auch die Proben, die gemeinsamen Reisen und was noch dazu gehört.“ sagt Ilona Kindt. „Es ist einfach ein tolles Gefühl miteinander zu spielen, wenn man sich wirklich blind versteht. Wir spüren den Atem der anderen, wissen genau, wie sie eine Stelle in dem Moment interpretieren möchte und gehen dann mit. Das ist einfach schön.“ ergänzt Karla Haltenwanger. Das erklärt, warum das 2006 gegründete Klaviertrio bis heute in seiner Ursprungsbesetzung besteht. Die drei Musikerinnen benannten ihr Trio nach den Schwestern Nadia und Lili Boulanger. Die außergewöhnlichen Persönlichkeiten und der kompromisslose Einsatz für die Musik der beiden Französinnen waren ausschlaggebend für die Namensgebung und sind bis heute eine große Inspirationsquelle für das Trio. Obwohl der Fokus bei diesem Album auf Komponistinnen liegt, ist es dem Boulanger Trio wichtig, dass Musik unabhängig vom Geschlecht wahrgenommen wird. Auch für ihre eigene Konzertreihe „Boulangerie“, in der sie zeitgenössische Musik präsentieren, ist es unerheblich, ob es sich um Werke von Frauen oder Männern handelt.
Die feinsinnigen Interpretationen des Boulanger Trios zeigen ein tiefes Verständnis für die Werke der für das Album ausgewählten Komponistinnen. Aufmerksam spüren sie in die jeweilige Klangsprache hinein. „Who’s afraid of…?“ ist aber nicht nur eine berührende Hommage an vergangene und gegenwärtige Komponistinnen. Das Album wirft auch ein Licht auf die allzu oft vergessenen Biografien dieser Künstlerinnen. Viel Platz für kreative Frauen!
Boulanger Trio
Boulanger Trio
Als “unwiderstehlich” bezeichnete DIE WELT eine Aufführung des Boulanger Trios, und Wolfgang Rihm schrieb in einem Brief: “So interpretiert zu werden, ist wohl für jeden Komponisten ein Wunschtraum.”
Das 2006 von Karla Haltenwanger (Klavier), Birgit Erz (Violine) und Ilona Kindt (Violoncello) in Hamburg gegründete Trio hat inzwischen seine Basis in Berlin. Bereits 2007 gewannen die drei Musikerinnen die 4. Trondheim International Chamber Music Competition in Norwegen; 2008 wurde ihnen der Rauhe Preis für Neue Kammermusik verliehen. Seitdem hat sich das Trio, zu deren Mentoren Hatto Beyerle, Menahem Pressler und Alfred Brendel zählen, einen ausgezeichneten Ruf in der Kammermusikszene erspielt.
Davon zeugen unter anderem regelmäßige Auftritte bei Festivals wie dem Heidelberger Frühling, dem Schleswig‐Holstein Musik Festival, den Sommerlichen Musiktagen Hitzacker, bei den Dialogen im Mozarteum Salzburg und bei Ultraschall in Berlin. Die Boulangers – auch mit Kammermusikpartnern wie Nils Mönkemeyer (Bratsche) und Sebastian Manz (Klarinette) – waren zudem in bedeutenden Sälen wie dem Konzerthaus Berlin, dem Festspielhaus Baden-Baden, dem Palais des Beaux-Arts Brüssel, der Wigmore Hall London und der Berliner Philharmonie zu Gast.Neben der Beschäftigung mit dem klassischen und romantischen Repertoire sind die Musikerinnen gefragte Interpretinnen Neuer Musik. Unter anderem arbeiten sie mit Komponisten wie Wolfgang Rihm, Johannes Maria Staud, Friedrich Cerha, Toshio Hosokawa und Matthias Pintscher zusammen. Im Jahr 2011 startete das Ensemble in Hamburg und Berlin seine eigene Konzertreihe, die Boulangerie. Bei jedem Konzert dieser Serie wird klassisches Repertoire mit einem zeitgenössischen Stück kombiniert, dessen Komponist während des Konzerts anwesend ist und mit den drei Musikerinnen über sein Schaffen spricht.
Auf bisher vier CDs hat das Boulanger Trio die Bandbreite seines Repertoires dokumentiert: 2011 veröffentlichten die Musikerinnen bei Profil Hänssler eine Aufnahme mit Werken von Johannes Brahms, Franz Liszt und Arnold Schönberg, die mit dem Excellentia Award in Luxemburg ausgezeichnet wurde. Die 2012 ebenfalls bei Profil erschienene CD mit Werken von Dmitri Schostakowitsch und Peteris Vasks erhielt den Supersonic Award. Zwei frühere Aufnahmen mit Musik von Robert und Clara Schumann, Camille Saint‐Saëns, Gabriel Fauré, Wolfgang Rihm und der deutschen Ersteinspielung der Werke von Lili Boulanger wurden beim Label ARS Produktion veröffentlicht.
Das Trio benannte sich nach den Schwestern Nadia und Lili Boulanger, die durch ihre außergewöhnlichen Persönlichkeiten und ihren kompromisslosen Einsatz für die Musik den Musikerinnen bis heute eine große Inspirationsquelle sind.
This album contains no booklet.