Come in from the Rain Solveig Slettahjell
Album info
Album-Release:
2020
HRA-Release:
28.08.2020
Album including Album cover
- 1 Come in from the Rain 04:07
- 2 On the Street Where You Live 03:44
- 3 You're Driving Me Crazy 02:48
- 4 Since I Fell for You 04:04
- 5 So I Borrow Your Smile 04:40
- 6 How Deep Is the Ocean 04:50
- 7 Now or Never 03:13
- 8 I Lost My Sugar in Salt Lake City 04:19
- 9 Johnsburg, Illinois 04:34
- 10 Round Midnight 06:46
Info for Come in from the Rain
In der Ruhe liegt die Kraft – diesem unausgesprochenen Credo bleibt die norwegische Sängerin Solveig Slettahjell auch auf “Come In From The Rain” treu. Zwar ist ihr Konzept der Entschleunigung nicht mehr so radikal wie mit ihrem Slow Motion Quintet, das Anfang der Zweitausenderjahre die europäischen Jazzszene aufhorchen ließ. Der prominente britische Kritiker Stuart Nicholson etwa erhob sie zu einem James Joyce des Jazz: „Sie hat die Form völlig auseinander genommen und noch einmal neu angefangen.“
Jetzt dürfen etwa Frederick Loewes “On The Street Where You Live” aus dem Musical ”My Fair Lady” oder auch Walter Donaldsons Klassiker “You’re Driving Me Crazy” schon einmal mit ordentlich Tempo vorwärts stürmen. Und Billie Hollidays Zeilen von “Now Or Never” dürfen sogar im federnden Shuffle-Rhythmus dahinrollen und in einer wilden Scat-Einlage münden. Trotzdem bleibt die Konzentration auf das Essentielle eines Songs und die Fähigkeit, mit Nuancen und Details viel mehr auszudrücken als es mit Lautstärke oder Bombast möglich wäre, nach wie vor Slettahjells Markenzeichen.
Und auch dem marktkonformen Zwang, möglichst jedes Jahr ein Album zu veröffentlichen, beugt sich Slettahjell nicht; sie bereitet ihre Projekte gründlich vor und lässt sie lange reifen. Nach einem Projekt mit Streichquartett 2016 und parallel zu einem Live-Soloalbum bastelte sie seit drei Jahren an der Idee für ihre neue Jazzband. Zusammen mit dem erfahrenen Pianisten Andreas Ulvo, Bandmitglied unter anderem bei Mathias Eick, Karl Seglem und Ellen Andrea Wang, dem „In The Country“-Schlagzeuger und Weggefährten Pål Hausken sowie dem jungen, aufsehenerregenden Bassisten Trygve Waldemar Fiske zieht Slettahjell den Zuhörer nun mit “Come In From The Rain“ buchstäblich aus dem Regen hinein in ihren musikalischen Kosmos, macht es ihm gemütlich und erzählt ihm auf ihre unwiderstehliche Art Geschichten.
Alte Stories, zeitlos wie Buddy Johnsons “Since I Fell For You” und Irving Berlins “How Deep Is The Ocean”, oder wiederzuentdeckende wie “I Lost My Sugar In Salt Lake City”; aktuellere wie “Johnsburg, Illinois” von Tom Waits (einem ihrer großen Favoriten, den sie auf fast allen ihren Alben ein Stück widmet) und neue wie beim von ihr selbst geschriebenen “So I Borrow Your Smile”. Ob die Geschichten dem Folk, Jazz oder Pop entstammen, stets machen Slettahjell und ihre Begleiter daraus behutsam ihre eigenen. Schon mit dem Titelstück zeihen die vier den Hörer augenblicklich in ihren Bann, mit perlenden Klavieranschlägen und minimalistischen Trommelrhythmen. Zum Konzept der Konzentration passt auch die Art der Aufnahme: Eingespielt wurde im Osloer Propeller Music Division live auf Tonband, vom Band wurde anschließend auch analog gemixt. Was dem Zusammenspiel und der Improvisation des Quartetts ein besonderes, nicht mehr oft gehörtes Gewicht verleiht.
Und spätestens, wenn es dann “‘Round Midnight” ist, und Slettahjell den Besucher mit dem die blaue Stunde verewigenden Standard von Thelonious Monk hauchzart verabschiedet, hat auch ihn die Botschaft erreicht: In der Ruhe liegt die Kraft.
Solveig Slettahjell, Gesang
Andreas Ulvo, Klavier
Trygve Waldemar Fiske, Bass
Pål Hausken, Schlagzeug
Recorded live to tape at Propeller Music Division, Oslo, January/February 2020
Engineered by Mike Hartung. Assistant: Frida Blomberg
Mixed analog from tape using the Tree Audio Generation 2 console
Mastered at Propeller Mastering by Morgan Nicolaysen
Produced by Kåre Christoffer Vestrheim
Solveig Slettahjell
(sprich: Sulwej Schlettajell) wurde 1971 in Bærum nahe Oslo geboren und wuchs in der kleinen Stadt Orkanger bei Trondheim auf. Da ihr Vater Pastor war, verbrachte sie ihre Kindheit sozusagen in der Kirche. Mit sieben Jahren begann sie im Chor zu singen und begleitete verschiedene Jugend- und Gospelchöre auf dem Piano, seitdem sie 13 war. Sie sang und spielte ihre eigenen Adaptionen von Hymnen, Spirituals und norwegischen Folksongs ebenso wie erste eigene Kompositionen.
Solveig erhielt klassischen Gesangs- und Klavierunterricht am musischen Gymnasium von Trondheim, bevor sie ab 1992 an der Norwegischen Musikakademie Jazz studierte. Hier traf sie Sidsel Endresen, die sie zwischen 1993 und 2000 ausbildete. Ihr Abschlussexamen bestand in einer Arbeit über die rhythmischen Aspekte der Phrasierung und einem Konzert, das den Grundstein für das Slow Motion Konzept legte.
An der Norwegischen Musikakademie stieß Solveig auf den Pianisten Håkon Hartberg, mit dem sie das Slettahjell/Hartberg Duo formierte. Ihr Repertoire bestand aus eigenen Versionen von Country-Songs, Jazz Standards, norwegischen Folksongs, Kinderliedern sowie Musik von Prince, Tom Waits oder anderen Popgrößen. Das Slettahjell/Hartberg Duo sollte Solveigs wichtigstes musikalisches Projekt bis 1996 bleiben.
1995 schloss sich Solveig der Band Squid an, die auf der Basis von Soul, Acid-Jazz und Funk eigene Kompositionen spielten. Bis zur Auflösung der Band im Jahre 1999 gaben sie zahlreiche Konzerte und nahmen 1998 das Album "Super" auf.1997 wurde sie neben den Jazzsängerinnen Eldbjørg Raknes, Kristin Asbjørnsen, und Tone Aase Mitglied des experimentellen norwegischen Vokal-Quartetts Kvitretten. Das Repertoire bestand teils aus Eigenkompositionen der Vokalistinnen, teils aus Stücken zeitgenössischer norwegischer Jazzmusiker. Das Quartett tourte durch Finnland, Deutschland, Schweden und Norwegen und arbeitete mit vielen Musikern, Vokalgruppen und Dichtern zusammen, bevor es sich 2002 auflöste. Solveig nahm zwei Alben mit Kvitretten auf: "Everything turns" (1999) und "Kloden er en snurrebass som snurrer oss" (2002) mit dem norwegischen Dichter Torgeir Rebbolledo Pedersen.
Vokalensembles spielten schon immer eine wichtige Rolle für Solveig Slettahjell. So arbeitete sie über drei Jahre im Trio vonDrei. Dieses Trio konzentrierte sich auf klassische zeitgenössische Musik und den Crossover zu improvisierter Musik. Solveig war darüber hinaus auch Mitglied der Trondheim Voices, einem größeren Vokalensemble, zu dem auch Eldbjørg Raknes and Live Maria Roggen (von Come Shine) gehörten.2002 wirkte Solveig in Sidsel Endresens Projekt Living Rooms mit, das für das norwegische Jazzfestival Nattjazz entstanden war. Im Dezember 2005 wird sie erneut mit Sidsel Endresen zusammenarbeiten, diesmal an ihrem Stück für vier Sänger, das für das "Norwegian Voices" Konzert in London geschrieben wurde.
Solveig Slettahjell ist darüber hinaus als Gast auf einigen Platteneinspielungen zu hören, so u.a. auf Jon Balkes "Batagraf" oder auch neben Trompeter Sjur Miljeteig, (Mitglied des Slow Motion Quintet) und dem Schlagzeuger Peder Kjellsby (der sechs Songs für Solveigs Album "Pixiedust" schrieb) auf dem Album "Burglar Ballads" von Friko.
Auszeichnungen:
Solveig Slettahjells Slow Motion Quintet erhielt im Februar 2005 den "Spellemannsprisen", den norwegischen Grammy, für das Album "Silver". Im Juli 2005 wurde sie auf dem Kongsberg Jazzfestival mit dem "Vital-price", und eine Woche später auf dem Internationalen Jazzfestival Molde mit dem "Radka Toneff`s Memory Award" ausgezeichnet.
This album contains no booklet.