Jos van Immerseel & Lisa Shklyaver


Biographie Jos van Immerseel & Lisa Shklyaver


Jos van Immerseel
wurde geboren in Antwerpen (1945) und studierte dort Klavier (Eugène Traey), Orgel (Flor Peeters), Gesang (Lucie Frateur) und Orchesterdirektion (Daniel Sternefeld). Als Autodidakt vertiefte er sich in die Organologie, die Rhetorik und die historischen Pianofortes. Seine Leidenschaft für historische Klaviere wurde geboren als er zwei prachtvolle Exemplare (Joannes Dulcken – 1747; Conrad Graf – 1826) aus dem Antwerpener Museum Vleeshuis sah. Doch auch Kontakte zu engagierten Musikern wie René Jacobs, den Brüdern Kuijken, Jaap Schröder, Anner Bijlsma, Paul Van Nevel, Guy de Mey und Paul Dombrecht spielten eine entscheidende Rolle. In Zusammenhang mit seiner Faszination für Orgel und Vokalmusik führte der Weg automatisch zur alten Musik.

Es dauerte nicht lange bis er das Collegium Musicum (1964-1968) gründete, in dem mit einem Renaissance- und Barockrepertoire auf historischen Instrumenten experimentiert wurde. Sein Weg führte van Immerseel außerdem zu einem tiefgehenden Studium des Cembalos bei Kenneth Gilbert und – als nächstem Meilenstein – zu dem Sieg beim ersten Cembalowettbewerb von Paris nach einer einstimmigen Auszeichnung, durch sowohl die Jury als auch das Publikum. Van Immerseel war der einzige Kandidat der sich konsequent für das historische Cembalo entschied und so eine neue Ära in der Geschichte der französischen Cembaloschule ankündigte.

Solist – Kammermusiker – Dirigent – Dozent: Heute erntet van Immerseel weltweit Anerkennung als Solist und gastiert in den wichtigsten Konzerthäusern. Van Immerseel ist auch ein begeisterter Kammermusiker, der regelmäßig mit Geistesverwandten wie beispielsweise Claire Chevallier (Klavier), Lisa Shklyaver (Klarinette), Chouchane Siranossian (Violin) und Thomas Bauer (Bariton) auftritt.

Gleichzeitig errang van Immerseel einen besonders guten Ruf als Dirigent. Zunächst konzentrierte er sich auf die Barockmusik (mit der berühmt-berüchtigten Aufführung von Monteverdis L’Orfeo 1977 als Höhepunkt); in seiner Forschung und Orchesterpraxis beschäftigte er sich jedoch almählich auch mit jüngerer Musik, woraus Projekte rund um Liszt, Poulenc und Gershwin resultierten.

Er hielt den Taktstock beim Radio-Kamerorkest, dem Nederlands Kamerorkest, dem Nederlands Kamerkoor, der Akademie für Alte Musik Berlin, der Wiener Akademie, dem Budapest Festival Orchestra, Tafelmusik Toronto, Mozarteum Salzburg und der Musica Florea in Prag, wird aber seit 1987 vor allem dentifiziert mit seinem eigenen musikalischen Labor Anima Eterna Brugge – einem Projektorchester mit eigenem historischen Instrumentar, das nach mehr als einem Vierteljahrhundert Musizieren auf den Barrikaden sich einen ebenso legendären Namen geschaffen hat, wie sein Dirigent.

Außerdem arbeitet Jos van Immerseel als Dozent an Musikinstituten auf der ganzen Welt: zwischen 1982 und 1985 war er zusammen mit Ton De Leeuw künstlerischer Leiter des Sweelinck Conservatoriums Amsterdam. Lange Zeit war er auch Professor an dem Conservatoire National Supérieure in Paris und Gastdozent an der Scola Cantorum Basiliensis, der Kunitachi-University Tokio und der Indiana University Bloomington. Er erteilte außerdem Masterclasses von Weimar bis Fukuoka, und etablierte in 2014 der ‚Master Class Series Anima Eterna Brugge‘.

Residentschaften – Aufnahmen: Auch ein Wanderdasein braucht jedoch seine Ankerpunkte: Van Immerseels Heimathäfen sind das Brügger Konzerthaus – in dem er seit 2003 mit AEB seine Künstlerresidenz innehat , die Dijoner Oper, an die das Orchester als ensemble associé angeschlossen ist.

Jos van Immerseels Vita ist inzwischen mit mehr als hundert Aufnahmen – ausschließlich auf und mit historischen Instrumenten – gut dokumentiert bei Musiklabels wie Accent, Channel Classics, Sony und – seit 2015 – Outhere Music/Alpha Classics. Die Aufnahmen wurden von der internationalen Musikfachpresse vielfältig ausgezeichnet, unter anderem mit dem Diaposon d’Or, Le Choc du Monde de la Musique und FFFF de Télérama; ihr Begründer selber empfing den Preis des Musikfestes Bremen für seinen außerordentlichen künstlerischen Werdegang.

Ohne Musik ist alles nichts – Instrumente: Klavierspieler, Dirigent, Forscher, Dozent: Jos Van Immerseel lebt Musik. In all seinen künstlerischen Tätigkeiten bricht er eine Lanze für den Dialog zwischen Musikwissenschaft und künstlerischer Praxis. Jenseits der Dogmen der ‚authentischen Ausführungspraxis‘ wird van Immerseels Denken und Handeln vor allem von dem Gedanken der Aufführung des Repertoires wie sie dem Komponisten vor Augen schwebte, gesteuert. Genauso wichtig sind die Instrumente, die ein Komponist gekannt, gehört und verwendet hat: diese enthalten einen Schatz an Informationen bezüglich Stil, Tempo, Dynamik, Akustik und Balance. Kein Wunder also, dass van Immerseels Schaffen auf einer Instrumentensammlung basiert: einer faszinierenden Sammlung historischer Klaviere, die einen Zeitraum von mehr als drei Jahrhunderten umfasst und vom Klavichord bis zur Hammond-Orgel reicht. Instrumente, Autographen und andere Primärquellen führen van Immerseel bis in die Nähe des Komponisten und dessen Musik: ein notwendiger Ausgangspunkt, bei dem jeglicher Kompromiss ausgeschlossen ist.



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