Windsbacher Knabenchor, Lautten Compagney Berlin & Ludwig Böhme
Biographie Windsbacher Knabenchor, Lautten Compagney Berlin & Ludwig Böhme
Der Windsbacher Knabenchor
gilt als eines der führenden Ensembles seiner Art. Er steht für die Synthese von Musikalität, Vielseitigkeit, Genauigkeit und Reinheit des Klangs.
Geschichte: Seit seiner Gründung durch den ehemaligen Kruzianer Hans Thamm im Jahre 1946 hat der Windsbacher Knabenchor Generationen junger Menschen geprägt und musikalisch verbunden. Im Jahr 1978 übernahm Karl-Friedrich Beringer die Geschicke des Ensembles und führte es zu internationalem Renommee. Von 2012 bis 2022 prägte Martin Lehmann, ebenfalls ehemaliger Kruzianer, den reinen und unverwechselbaren Klang der Windsbacher. Seit September 2022 ist Ludwig Böhme der neue Künstlerische Leiter der Windsbacher.
Bei bis zu 70 Auftritten in Bayern, in Deutschland und dem Ausland begeistert der Chor jedes Jahr tausende von Konzertbesuchern. Geschichte geschrieben haben die Windsbacher, als sie als erstes deutsches Ensemble der Nachkriegszeit in Israel mit der ungekürzten Matthäus-Passion auftreten durften. Bei offiziellen Staatsbesuchen mit verschiedenen Bundespräsidenten wurden sie zu musikalischen Botschaftern ihres Heimatlandes. Aus dem „Provinzchörle“ der 50er Jahre ist einer der angesehensten Knabenchöre der Welt geworden.
Windsbacher KnabenchorRepertoire: Geistliche Musik ist der musikalische Schwerpunkt der Windsbacher. Das Repertoire reicht von der Renaissance bis zur Moderne. Neben A-cappella-Werken aller Epochen umfasst es auch die großen Oratorien von Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Wolfgang Amadeus Mozart, Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms und Igor Strawinsky.
Berühmte Dirigenten wie Kent Nagano und Ensembles wie das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, die Akademie für Alte Musik Berlin oder das Freiburger Barockorchester arbeiten gern mit dem Chor zusammen. Zahlreiche CD-Produktionen sowie Hörfunk- und Fernsehauftritte überzeugen Musikkritiker und Publikum gleichermaßen.
Weltweit unterwegs: Regelmäßige Einladungen zu wichtigen Festivals wie dem Rheingau Musik Festival oder der Bachwoche Ansbach unterstreichen die Bedeutung des Windsbacher Knabenchors im nationalen und internationalen Musikleben. Jährliche Konzertreisen führen die Windsbacher nicht nur ins europäische Ausland, sondern auch nach Japan, Nord- und Südamerika, Israel, Australien, Taiwan, Singapur, die USA, den Vatikan und seit 2009 mehrfach in die Volksrepublik China.
Aufbau: Zum Windsbacher Knabenchor gehören in der Regel bis zu 130 Sänger. Einsteiger aus den 4. und 5. Klassen durchlaufen in der Chorvorbereitung zunächst eine ca. einjährige Grundausbildung. Ist ihre Stimme reif genug, wechseln sie in den Probenchor, wo sie das aktuelle Repertoire einstudieren. Aus dem Probenchor wählt der Chorleiter die Besetzung für den Reise- und Konzertchor. Dieser umfasst je nach Programm 50 bis 80 Sänger. Die Jungen im Alter von 9 bis 19 Jahren singen die Stimmlagen Sopran, Alt, Tenor und Bass.
Lautten Compagney Berlin
Die Geschichte der historisch informierten Aufführungspraxis in der DDR ist noch nicht geschrieben – erstaunlich, wenn man bedenkt, dass zwei der heute bedeutendsten deutschen Ensembles zu Beginn der Achtziger Jahre in Ost-Berlin gegründet wurden, die lautten compagney BERLIN und die Akademie für Alte Musik. Während im Westen das Spiel auf historischen Instrumenten vor dreißig, vierzig Jahren unaufhaltsam aus der Nische in die Konzertsäle drängte, war es in der DDR noch nicht Teil der offiziellen Kultur. Wer sich mit derlei befassen wollte, tat das meist neben seiner Arbeit im Orchester.
Wolfgang Katschner und Hans-Werner Apel dagegen waren noch Studenten der klassischen Gitarre, als sie sich an der Ost-Berliner Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ trafen und ihr gemeinsames Interesse an Alter Musik entdeckten. Sie vertieften sich in alte Handschriften und Drucke, in Partituren und Tabulaturen, die Komponisten heißen William Byrd, John Dowland, Matthew Locke oder William Lawes. Mit ihren modernen Gitarren kamen sie in dieser Musik nicht weiter. Also besorgten sie sich Lauten und Theorben und legen damit den klanglich intimen und zarten Grundstein für die lautten compagney BERLIN, die heute ein vielfach ausgezeichnetes und eines der weltweit originellsten, aufregendsten, fantasievollsten und vielseitigsten Ensembles Alter Musik ist.
Dass Sänger wie Dorothee Mields, Lynne Dawson oder Simone Kermes immer wieder mit der lautten compagney auftreten, belegt nicht nur deren musikalische Qualitäten, sondern auch die besondere konzeptionelle Intelligenz, die dieses Ensemble und Wolfgang Katschner antreibt, der zwar immer noch zur Laute greift, aber längst zum Dirigenten, Künstlerischen Leiter und Ideengenerator geworden ist:
Hier entstehen Programme und CDs, die Vertrautes und Unbekanntes mit dramaturgischem Sinn verbinden und außerdem mit einer Vitalität musiziert sind, die dem Begriff „Alte Musik“ spottet. Damit gelangen wir zum Kern, zu dem, was die lautten compagney von anderen Ensembles unterscheidet. Es pflegt seine Traditionen wie das Weihnachtsoratorium am zweiten Feiertag oder die Bach-Passionen am Karfreitag. Es spielt eine zutiefst berührende Marienvesper und hat mit Händel-Opern große Erfolge gefeiert.
Solche Repertoirewerke aber leuchten bei der lautten compagney in einem besonderen, gegenwärtigen Licht, weil das Ensemble in solchen Aufführungen auch von unzähligen künstlerischen Abenteuern jenseits dieser Gipfelwerke erzählt. Wolfgang Katschner ist nicht nur neugierig auf Musik, sondern auch auf neue Wege ihrer konzertanten Darstellung. Genial etwa die Idee, Musik von Tarquinio Merula und Philip Glass miteinander zu verweben – die CD „Timeless“ wurde für diese einzigartig und magisch zwischen Alt und Neu schwebenden Klänge mit dem ECHO ausgezeichnet. Mit dem AEQUINOX-Festival in Neuruppin hat die lautten compagney seit 2010 ihre individuelle Plattform für Experimente.
Die lautten compagney sucht mithin keine abstrakten Wahrheiten über die Vergangenheit und interessiert sich nicht für wettbewerbstaugliche Virtuosität – auch wenn sie ihr zu Gebote stünde. Sie macht Musik für die Hörer von heute. Wenn der leichthändige Slogan „historisch informiert, zeitgemäß interpretiert“ überhaupt auf ein Ensemble zutrifft, dann auf die lautten compagney.
Dass die historisch informierte Aufführungspraxis immer nur Annäherungen erlaubt an das, was einmal war, ist für die einen Anlass zur Frustration und zur umso verbissener betriebenen akademischen Philologie. Der lautten compagney eröffnet diese Unsicherheit vor allem kreative Freiräume, und das nicht nur in konzeptioneller, sondern auch interpretatorischer Hinsicht. Es gibt einen ganz bestimmten Griff in den Klang, oft auch einen ganz eigenen Humor, der den Aufführungen und Aufnahmen dieses Ensembles einen unverwechselbaren Ton gibt.
Wenn der Rhythmus so leichtfüßig wird, dass die Musik zu swingen beginnt, wirkt das Alte ganz nah. Aber zugleich berührt uns über die Jahrhunderte hinweg mit all dem Ernst jener Zeit ein Klang, dessen Wärme und Liebe, dessen Weisheit und Menschlichkeit uns trägt und bereichert.
Ludwig Böhme
liebt Vokalmusik in ihrer Vielfalt – als Dirigent, Dozent, Sänger und Arrangeur. 2022 wurde er zum künstlerischen Leiter des Windsbacher Knabenchores berufen und trat im September sein neues Amt an.
Seine Kindheit verbrachte Böhme im Thomanerchor und studierte danach Chordirigieren an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig. 1999 gründete er mit anderen ehemaligen Thomanern das Calmus Ensemble. 23 Jahre lang war er Bariton und kreativer Kopf des Leipziger Quintetts, das sich unter seiner Mitwirkung zu einer der führenden Vokalgruppen unserer Zeit entwickelte, vielfach ausgezeichnet wurde und mit seiner großen stilistischen Bandbreite weltweit Erfolge feierte.
Von 2002 bis 2022 leitete Böhme den Kammerchor Josquin des Préz, ein semiprofessionelles Leipziger Ensemble, spezialisiert auf Alte Musik, aber ebenso offen für andere Epochen. Unter ihm gewann der Chor 2018 einen Ersten Preis beim Deutschen Chorwettbewerb. Böhme war Intendant und Initiator der Konzertreihe „Josquin – Das Projekt“, der weltweit ersten Gesamtaufführung des Josquin‘schen Werkes, die 2004 in der Leipziger Thomaskirche begann und dort 2017 ihr umjubeltes Finale feierte.
Zehn Jahre lang prägte Ludwig Böhme als künstlerischer Leiter den Leipziger Synagogalchor, ein vielfach ausgezeichnetes, freies Ensemble, das sich seit 1962 ausschließlich synagogaler und jiddischer Musik widmet. Viele Projekte, von der Wiederentdeckung chorsinfonischer Werke bis hin zu Toleranz-Konzepten, haben in seiner Amtszeit dazu beigetragen, jüdische Musik in der Chorszene sichtbarer zu machen.
Eine äußerst rege Bühnentätigkeit mit seinen Ensembles war die Folge: Böhme war Gast bei den großen deutschen Musikfestivals, konzertiere in zahlreichen europäischen Ländern, in Israel, Mittel- und Südamerika sowie bei über 30 Tourneen in den USA und Kanada. Immer wieder kam es dabei zu spannenden Kooperationen, z.B. mit Elke Heidenreich, der HR Bigband, dem MDR Sinfonieorchester, der lautten compagney Berlin, Hille Perl oder Wenzel & Band. Mehr als 30 CD-Produktionen, prämiert u.a. mit OPUS und ECHO Klassik sowie mehreren CARA- und Supersonic Awards, dokumentieren sein umfangreiches Schaffen.
Ludwig Böhme unterrichtete Dirigieren an den Musikhochschulen in Leipzig und Halle, er gab regelmäßig Workshops und Meisterkurse und ist als Komponist und Arrangeur aktiv. Zusammen mit seiner Familie lebt er in Windsbach.