Carry My Heart Indra Rios-Moore

Cover Carry My Heart

Album Info

Album Veröffentlichung:
2018

HRA-Veröffentlichung:
23.03.2018

Label: Verve / Impulse!

Genre: Jazz

Subgenre: Vocal

Interpret: Indra Rios-Moore

Das Album enthält Albumcover Booklet (PDF)

Entschuldigen Sie bitte!

Sehr geehrter HIGHRESAUDIO Besucher,

leider kann das Album zurzeit aufgrund von Länder- und Lizenzbeschränkungen nicht gekauft werden oder uns liegt der offizielle Veröffentlichungstermin für Ihr Land noch nicht vor. Wir aktualisieren unsere Veröffentlichungstermine ein- bis zweimal die Woche. Bitte schauen Sie ab und zu mal wieder rein.

Wir empfehlen Ihnen das Album auf Ihre Merkliste zu setzen.

Wir bedanken uns für Ihr Verständnis und Ihre Geduld.

Ihr, HIGHRESAUDIO

  • 1 Carry My Heart 03:15
  • 2 Keep On Pushing 03:54
  • 3 I Can See Clearly Now 03:44
  • 4 Any Major Dude Will Tell You 03:49
  • 5 Give It Your Best 04:00
  • 6 Be Mine 04:13
  • 7 Don’t Say Goodnight (It’s Time For Love) 05:50
  • 8 Love Walked In 03:40
  • 9 Come Sunday 03:56
  • 10 What You Won’t Do For Love 03:48
  • 11 I Loved You 02:35
  • 12 Trouble 04:39
  • 13 Man In The Long Black Coat 04:31
  • Total Runtime 51:54

Info zu Carry My Heart

Die New Yorker Jazzkünstlerin mit afro-amerikanischen/puertorikanischen Wurzeln hat international bereits ein lautes Echo erzeugt. Sie wurde für ihr erstes Album 2010 mit dem Danish Music Award ausgezeichnet. Ihr Debütalbum "Heartland" wurde von der London’s Sunday Times und The London Telegraph zum besten Jazz Album des Jahres gekürt. Die Single "Little Black Train" erreichte in den Itunes Jazz Charts in Frankreich, Deutschland und Dänemark Nr.1, sie gewann 2016 in München den BMW Welt Jazz Award und wird bereits als "weiblicher Gregory Porter" gehandelt.

So sorgsam Indra Rios-Moore auch an die Instandsetzung der Seele appelliert, ist ihr neues Album „Carry My Heart“ doch ein Protestalbum. Die Sängerin aus New York, deren Lebensmittelpunkt inzwischen in Barcelona liegt, fand allerdings in ihren Jugendjahren nicht zum Jazz, um musikalische oder soziale Gesetzmäßigkeiten aus den Angeln zu heben. Ihre Jazz-Auffassung ist seit jeher von emotivem Gospel, erdigem Blues- Verständnis und den Popmusik-Befindlichkeiten großer Helden wie Steely Dan geprägt. Jazz definierte in seiner dialogisierenden Spielweise ihre Adoleszenz. Dass er sich, wie jede andere Kunstform auch, zum Polarisieren eignete, war der Tochter des Jazzbassisten Don Moore zunächst nicht bewusst. Sämtliche Musikspielarten, denen sie lauschte, ergaben ein einziges Kontinuum. Ästhetische und politische Merkmale, die seit Jahrzehnten als Grundlagen für Debatten über Musik genutzt werden, interessieren sie indes nach wie vor nicht. Deshalb ist „Carry My Heart“ dem raumfüllenden, sorgsam aufgezeichneten Klang akustischer Instrumente und der Schönheit Indra Rios-Moores Gesangs zugewandt. Zumindest in der vordergründigen Wahrnehmung. Aber das Album appelliert zusätzlich noch an eine andere Ebene des Bewusstseins. Eine, die ursprünglich gar nicht vorgesehen war, wie Rios-Moore erinnert. „Mein Vorhaben war im Sommer 2016, ein optimistisches Album aufzunehmen. Im Plattengeschäft wird unentwegt gejammert, weil keiner mehr Geld mit Musik verdient. Mir schwebte vor, diesem kollektiven Lamento etwas Fröhliches entgegenzusetzen. Während dieser Zeit schrieb ich den Titelsong ‚Carry My Heart‘ vor dem Hintergrund der vielen Menschen die vor Kriegen und Armut nach Europa flüchteten und der avisierte Optimismus wurde zum schweren Mut. Und dann wurde Trump zum US- Präsidenten gewählt, woraufhin sich mein Vorhaben endgültig veränderte. Zunächst Richtung Ohnmacht."

Die Ohnmacht verflüchtigte sich einen Tag nach der US- Präsidentschaftswahl, nachdem Rios-Moore enttäuscht und furchtsam durch die Straßen einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Connecticut spazierte. Ein alter, farbiger Mann stand unvermittelt vor ihr, blickte in ihr Gesicht, umarmte und tröstete sie mit dem Worten: „Gräme dich nicht allzu sehr. Alles wird sich zum Guten wenden, denn wir haben Schlimmeres überstanden als den Präsidenten Trump." Diese lebensbejahende Begegnung revitalisierte die kurzzeitig paralysierten Kreativgeister Rios-Moores. „Für mich als farbige Frau mit Latino-DNA im Blut, war der Wahlausgang ein Schlag ins Gesicht. Jahrzehntelange Kämpfe für Gleichberechtigung von Frauen, Afroamerikanern, Schwulen und allen Unangepassten, die nicht auf Linie zum amerikanischen Durchschnitt lebten, schienen und scheinen angesichts Trumps polarisierenden Weltsicht umsonst gekämpft worden zu sein“, sagt Rios-Moore. „Be Mine!“, ein Song der schwedischen Pop-Sängerin und -Produzentin Robyn lockte Indra schließlich auf die Fährte, ihr neues Album als Gegenentwurf zur politischen Realität Amerikas zu dimensionieren. „Ich stand in der Dusche, sang diesen Song von Robyn und stellte mir vor, mit der US-Nationalallegorie Uncle Sam zu tanzen. Instantan verglich ich Amerika mit einem großen, aber schrecklichen Boyfriend. ‚Any Major Dude‘ von Steely Dan kam mir als nächster Song in den Sinn. Er erzählt von Unsicherheit, die zum Wahnsinn führt. Eine perfekte Beschreibung des momentanen Zustands der amerikanischen Seele, wie ich fand.“

Wie wenig Songs von ihren ursprünglichen Aufnahme-Umfeldern abhängig sind, um ihre Schönheiten neu zu entfalten, unterstreicht die durchdachte Koordination der 11 unterschiedlichen Stücke auf „Carry My Heart“. Neben zwei Kompositionen aus der Feder Rios-Moores, erleben unter anderem „Keep On Pushing“ von den Curtis Mayfield und den Impressions, „Don't Say Good Night“ von den Isley Brothers und Bobby Caldwells „What You Won't Do For Love“ zwischen Songs von Steely Dan, Robyn, George Gershwin und Duke Ellington einladende, zusammenhängende Neudeutungen. Deren geschmackvolle Arrangements klingen zwar überaus feinjustiert und bedächtig gewählt. Sie sind aber vor allem das Resultat des Bandsounds, den Indra Rios-Moore mit ihrem Ehemann und Saxofonisten Benjamin Traerup, Bassist Thomas Sejthen, Schlagzeuger Knuth Finsrud und Gitarrist Samuel Hallkvist fand. Aufs Wesentliche reduziert, räumen die Arrangements der beseelten Stimme Rios-Moore sattsam Platz zum buchstäblichen Atmen ein. In ihrer Essenz besitzen sämtliche der „Carry My Heart“-Ingredienzien beispielhafte Qualität. Darin liegt auch der Protest begründet, der zwischen den Zeilen und Noten aufblitzt. „Wir erleben eine Zeit entsetzlicher politischer und persönlicher Beliebigkeiten", unterstreicht Rios-Moore. „Der Präsident meines Landes regiert Amerika nicht nur mit spaltender Hand, sondern auch mit unfassbarem Kitsch. Man schaue sich nur die Leute in seinem Umfeld an. Oder die Gebäude, die ihm in New York gehören. Die zeugen von vollkommen überzogenem Schein. Etwas qualitativ Hochwertiges dagegenzusetzen, war mir ein imminentes Bedürfnis. Ich hoffe, dass ‚Carry My Heart‘ mit Qualität und Sentiment berührt und zum Luftholen in einer Realität anregt, in der die Schattenwelt des Geldes unsere Menschlichkeit redundant zeichnet.“

Indra Rios-Moore, Gesang
Benjamin Traerup, Saxophon
Thomas Sejthen, Bass
Uffe Steen, Gitarre
Knut Finsrud, Schlagzeug




Indra Rios-Moore
Jede Geschichte hat einen Anfang, einen Mittelteil und ein Ende. Die Geschichte von Indra Rios-Moores Musik begann in der Lower East Side von Manhattan, setzte sich auf der anderen Seite des Atlantiks in Dänemark fort und wird ganz sicher noch lange nicht ihr Ende finden. Wie jede gute Geschichte ist auch Indras wechselhaft: es gibt in ihr Hochs und Tiefs, freudige und schmerzhafte Momente, Erfolge und Verluste. All dies spiegelt sich in ihrem dritten Album “Heartland” wider, dem ersten das sie unter der Regie des bekannten Produzenten Produzent Larry Klein (Herbie Hancock, Joni Mitchell, Melody Gardot, Tracy Chapman, Till Brönner) für das wiederauferstandene Impulse!-Label aufnahm.

Indra wurde von ihrer Mutter nach dem hinduistischen Gott benannt, der über den Himmel und den Regen herrscht. Sie kam als Tochter einer puertorikanischen Sozialarbeiterin und des Jazzbassisten Don Moore in New York zur Welt, der u.a. mit Archie Shepp, Elvin Jones, Sonny Rollins, Rahsaan Roland Kirk, Thelonious Monk und Jackie McLean spielte. Da Indra in einer ziemlich rauen Gegend von New York aufwuchs und das Haus nur selten zum Spielen verließ, suchte sie Zuflucht bei der umfangreichen Plattensammlung ihrer alleinerziehenden Mutter, die ein musikalisches Sammelsurium aus Salsa, Stax und Motown, Miles und Coltrane zusammengetragen hatte.

Singen war für Indra anfangs ein reines Hobby. Aber als sie 13 Jahre alt war, erkannte ihre Mutter Indras Gesangstalent und ermunterte sie, sich um einen Studienplatz am Mannes College of Music zu bewerben. Trotz ihrer Scheu (sie hatte bis dahin noch nie vor Publikum gesungen) überzeugte Indra beim Vorsingen und erhielt umgehend ein Stipendium. Im selben Jahr, als sie das Studium begann, besuchte sie auch erstmals Village Harmony, ein musikalisches Sommerlager in Norden von Vermont. Ihre Teenagerjahre verbrachte sie in musikalischen Paralleluniversen: am Mannes College genoss sie eine klassische Gesangsausbildung, während sie in den Wäldern von Vermont traditionelle amerikanische und fremde Volkslieder kennenlernte. Und zu Hause war sie schließlich von Jazz-, Soul- und Latin-Musik umgeben.

Als sie in ein paar Jahre später in einer Bar in Brooklyn kellnerte, lernte sie den dänischen Jazzsaxophonisten Benjamin Trærup kennen. Drei Wochen danach lebten sie zusammen und ein Jahr später waren sie bereits verheiratet und nach Dänemark umgezogen. “Wenn ich nicht jung und ein bisschen naiv gewesen wäre, wäre ich nie nach Dänemark gegangen”, erinnert sie sich lachend. “Aber ich war verliebt - bin es immer noch - und es war eine pragmatische Entscheidung. Ich brauchte vier Jahre, um Dänisch zu lernen, weil das keine Sprache ist, die einem Amerikaner leicht über die Lippen geht. Aber Schwierigkeiten fördern bekanntlich auch die Kreativität.”

Indra, ihr Ehemann und dessen Freund Thomas Sejthen, ein Bassist, gründeten 2007 ein Trio, das in Dänemark und Skandinavien schnell eine feste Fangefolgschaft eroberte. Ihr Debütalbum “Indra” wurde 2010 in der Kategorie “Bestes Jazzvokalalbum” für einen Danish Music Award nominiert, 2012 gewann sie für ihr zweites Album “In Between” den begehrten Preis gleich erneut. Da eines ihres absoluten Lieblingsalben Joni Mitchells “Turbulent Indigo” von 1994 ist, kam sie auf fixe Idee, den Produzenten und Mitchells Ex-Ehemann Larry Klein zu kontaktieren. Ihr Ziel: sie wollte im Studio für ihr nächstes Projekt (nämlich “Heartland”) eine ähnliche Stimmung erschaffen. In einer E-Mail erklärte sie Klein ihre Vorstellungen und Hoffnungen und fügte ein Link zu Hörproben an. Die Antwort des Produzenten ließ zu Indras Überraschung nicht lange auf sich warten. Klein war definitiv interessiert, mit ihr zu arbeiten. Aber dann wurde Indra zunächst zum ersten Mal Mutter und danach verstarb ein ihr nahestehendes Familienmitglied. So dauerte es dann etwas länger als geplant, bis die Zusammenarbeit schließlich zustande kam.

Im August 2013 reiste Indra mit Benjamin und dem gemeinsamen Sohn Paulo endlich in die USA, um dort Larry Klein zu treffen. Innerhalb von nur drei Studiotagen war das Album im Kasten. Indra: “Larry Klein sorgte im Studio für eine intime Atmosphäre, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte.” “Heartland” ist eine einzigartige Song-Kollektion, die Indras eklektischen Musikbackground in seiner ganzen Bandbreite repräsentiert. Aber das Herz des Albums sind Songs, zu denen sie von der Plattensammlung ihrer Mutter und Ereignissen in ihrem Leben inspiriert wurde. Das Repertoire umfasst Stücke von Duke Ellington, Doc Watson, Billie Holiday, Pink Floyd und David Bowie, ein spanisches Liebeslied, einen Yoruba-Song, der dem Gott Oshun gewidmet ist, und Teile eines Requiems.

“Bis ich 26 Jahre alt war, herrschte meine Mutter bei uns zu Hause über den Plattenspieler”, erzählt Indra. “Deshalb steht meine Musik bis heute unter ihrem Einfluss, auch wenn keiner der Songs von ‘Heartland’ direkt aus ihrer Plattensammlung stammt. Der Bolero ‘Hacia donde’ ist aber definitiv auf den Einfluss meiner Mutter zurückzuführen. Das Lied wurde von der kubanischen Komponistin, Gitarristin und Sängerin Marta Valdés geschrieben wurde.”

“Doc Watsons ‘Your Long Journey’ und ‘Blue Railroad Train’ lernte ich während meiner Zeit im Village Harmony-Sommerlager kennen, als ich 16 oder 17 Jahre alt war. Wir standen damals alle unter dem Einfluss von Alan Lomax und anderen Folksong-Sammlern. Und so zog der ‘Little Black Train’ in mein Leben ein.”

“Meinem kleinen Bruder verdanke ich ‘Money’. Er stand als Teenager auf Hip-Hop, bis ich ihn dazu brachte, sich einmal Rockmusik anzuhören. Seitdem ist er ein Fan der Rockmusik der 1970er Jahre - ganz besonders gefallen ihm Black Sabbath, die Stones und Pink Floyd. Als ich ihn bat, einen Song zur Komplettierung des Albums vorzuschlagen, sagte er sofort: ‘Money’ musst du aufnehmen!” “Vor ein paar Jahren wurden wir eingeladen, an einer Vortragsreihe über Musik im Museum für Moderne Kunst in Aarhaus/Dänemark teilzunehmen. Man bat uns, im Rahmen der Veranstaltung einen Song von David Bowie zu spielen. Nachdem wir uns durch seinen riesigen Aufnahmenkatalog gehört hatten, entschieden wir uns für ‘Heroes’. Es ist der einzige Song auf dem Album, den wir schon seit einer ganzen Weile in unserem Live-Repertoire haben.”

“Mein Lieblingsslied von diesem Album ist aber ‘From Silence’. Geschrieben wurde das Stück von Thomas Bartlett, der es unter seinem Pseudonym Doveman aufnahm. Ich kenne Thomas schon seit wir Teenager waren. Die Wahl dieses Songs war einfach eine natürliche Wahl.”

“Heartland” ist ein wahrlich bemerkenswertes Album geworden, dem man anhört, dass Indra und Benjamin ihr ganzes Herz und ihre ganze Seele in es hineingesteckt haben.

Booklet für Carry My Heart

© 2010-2024 HIGHRESAUDIO