
Snowmelt Marius Neset with London Sinfonietta
Album Info
Album Veröffentlichung:
2016
HRA-Veröffentlichung:
24.08.2016
Label: ACT Music
Genre: Jazz
Subgenre: Crossover Jazz
Interpret: Marius Neset with London Sinfonietta
Komponist: Marius Neset
Das Album enthält Albumcover Booklet (PDF)
- 1 Prologue 02:14
- 2 Arches of Nature: Sirens 01:53
- 3 Arches of Nature: Acrobatics 04:10
- 4 Arches of Nature: Circles 03:20
- 5 Arches of Nature: Caves 02:21
- 6 Arches of Nature: Paradise 05:54
- 7 Arches of Nature: Rainbows 03:35
- 8 Arches of Nature: Pyramiden 03:26
- 9 The Storm Is Over 09:00
- 10 Introduction to Snowmelt 04:16
- 11 Snowmelt 11:54
Info zu Snowmelt
Der Saxofonist Marius Neset liebt die Herausforderung und sucht musikalische Grenzerfahrungen. Mit einem der besten klassischen Kammerensembles der Welt begibt er sich auf die Suche nach dem Punkt, „an dem alles Sinn ergibt.“. Für den Hörer ist die Suche nach diesem Punkt ebenso spannend wie lohnenswert. So oft man das Album hört, jedes Mal enthüllt und enträtselt sich Neues.
Bemerkenswerte 239 Notenblätter umfasst die Orchesterpartitur der Kompositionen auf „Snowmelt“. Der Saxofonist Marius Neset liebt die Herausforderung und sucht musikalische Grenzerfahrungen. Das macht ihn zu „einem der aufregendsten Künstler der Jazzwelt“, wie der amerikanische Downbeat kürzlich schrieb. Folglich nahm ihn das renommierteste aller Jazzmagazine kürzlich als einzigen in Europa lebenden Musiker in seine „25 for the future“ Liste auf. Ohne Zweifel, Gegenwart und Zukunft gehören dem norwegischen Ausnahmetalent, wie sein ambitioniertestes Orchester-Jazz-Projekt, das zwischen 2012 und 2015 entstand, beweist.
Und doch sagt die nüchterne Anzahl der Notenblätter wenig über den progressiven Charakter des Albums „Snowmelt“ aus, über dieses sorgfältig durchdachte, auf jedes Detail achtende und vor musikalischem Feuer, vor Kontrasten und Erfindungsgeist erstrahlenden Werk. Neset spürt hier dem Atonalen und dem Dissonanten ebenso nach wie dem Lyrischen und Zarten, um eine Balance zwischen den Extremen zu finden, und Kompositionsmethoden, die unterschwellig die Verbindungslinien herstellen.
Die Ursprünge des Albums liegen in dem 15-Minuten-Stück für Solo-Saxofon, Kammerorchester und fünf Sänger, das Neset 2013 im Auftrag der Oslo Sinfonietta schrieb. „Ich liebte es, mit diesem Ensemble und dieser Besetzung zu arbeiten“, erinnert sich Neset, und diese Komposition trieb ihn an, sich noch höhere Ziele zu stecken. Ein komplettes Album sollte entstehen, mit noch mehr Streichern und mit seinem Quartett: „Es ist sehr rhythmische Musik, ich brauchte also die Rhythmusgruppe meiner eigenen Band, um die ganze Sache zusammenzuhalten.“ Ein Zusammenhalt, dem auch seine Kompositonsmethode dient: Eine Melodielinie zieht sich auf dem Album, mit der siebenteiligen Suite „Arches of Nature“ im Zentrum, jeweils durch ein Kaleidoskop von Permutationen und Stimmungswechseln, etwa im zweiten Teil von „Arches of Nature“, wo eine Zwölfton-Skala erst vom Bass, dann vom Klavier und schließlich vom Fagott übernommen wird.
Die Verwendung von Tonreihen ist kein Zufall. Sie steht für einen entscheidenden Einfluss auf die Komposition des Albums: Als Neset 2012 in Kopenhagen Alban Bergs Oper „Lulu“ sah, war er tief beeindruckt. Die moderne Klassik wurde so zu einem wichtigen und offensichtlichen Element von „Snowmelt”: Etwa wenn der sechste Teil von „Arches of Nature” die Melodie des Adagio von Gustav Mahlers zehnter Sinfonie zitiert, jene ragende Komposition, mit der Mahler am weitesten in die neuen, die traditionellen tonalen ablösenden Klangwelten vordrang. Oder die Schlusspassagen von „Arches of Nature”, die wie ein Echo auf Igor Strawinskys „Circus Polka” klingen. Oder das abschließende Titelstück, in dem die Streicher die Wildheit eines Béla Bartók aufnehmen.
Das Bestreben, Ordnung und Chaos auszubalancieren, und damit auch Komposition und Improvisation, Klassik und Jazz zu verschränken, ist ohnehin ein Dauerbrenner des Quartetts von Marius Neset, dieser seit langem bestehenden „working band”. Neset, der Bassist Petter Eldh und Schlagzeuger Anton Eger kennen sich seit ihren Studententagen. Pianist Ivo Neame stieß 2012 dazu. Wie ergänzen sich diese Persönlichkeiten? „Anton und ich sind die Planer”, erzählt Neset. „Petter und Ivo sind die zwei, die Freiheit brauchen. Wenn ich etwas vorschlage, wollen sie unter Garantie etwas anderes machen. Aber ich mag solche Überraschungen. Beide haben einen überragenden Geschmack, der mich kreativ anregt.“
Auch als Instrumentalist sucht Marius Neset die großen Herausforderungen. Im Kleinen sieht man dies an der unglaublichen Vielzahl von Klängen, die Neset dem Sopransaxofon auf „Snowmelt“ entlockt: „Ich habe mehr mit dem Sopran gearbeitet und nach extremen Sounds gesucht, die Kontraste ergeben“, sagt er. Nesets Entdeckungen gemahnen an die lange Liste, die der überragende Sopransaxofonist Steve Lacy in seinem Buch „Findings“ erstellt hat. Das Sopransaxofon könne „Muhen, Zischen, Schmatzen, Jaulen, Seufzen, Tuten, Pfeifen, Knallen, Schwirren, Bellen, Krächzen, Niesen, Sticheln, Gänsehaut erzeugen“, schrieb er. Auf „Snowmelt“ macht Neset all das – und noch viel mehr.
Auf „Snowmelt“ geht es erneut um viel mehr als nur um sein Instrument, es geht um die vielstimmige, komplexe Klangwelt in Nesets Kopf. Mit „einem der besten klassischen Kammerensembles der Welt“, wie sich Neset wohl bewusst ist, bringt er diese zum Klingen. Geht es um zeitgenössische Musik, so ist die London Sinfonietta einer der führenden Klangkörper weltweit. Von Iannis Xenakis über Thomas Adès, Steve Reich bis hin zu Django Bates und Markus Stockhausen, das 1968 gegründete Ensemble, wird für seine Uraufführungen und Werkeinspielungen international hochgeschätzt: „Wenn ich die britische Regierung wäre, würde ich die London Sinfonietta zum nationalen Kulturgut erklären. Mögen sie noch lange Musik machen!“ (Steve Reich). Mit Geoffrey Paterson (*1983) stand ein junger britischer Dirigent am Pult, dem man eine große Zukunft voraussagen darf. Neset: „Ich war überrascht wie akribisch er war. Geoffrey kannte die Musik besser als ich. Wir sind ja Jazzmusiker und es nicht gewohnt, mit einem Dirigenten so eng zusammenzuarbeiten. Das was ich mir erdacht habe, hat er auf eine neue Stufe gestellt, wie ich es mir nicht erträumen konnte. Geoffrey war immens wichtig für dieses Projekt.“ Welches Wagnis solch eine Zusammenarbeit bedeutet, zeigt vielleicht am schönsten „Acrobatics“, der zweite Teil von „Arches of Nature“: Wie bei einem Hochseilakt führt Neset da seine Begleiter mit unglaublichen Tricks nahe an den Absturz, bis das Kunststück bravourös gelingt.
Einen enormen Aufwand an Arbeit hat Neset bei „Snowmelt“ betrieben. Ein Aufwand, der sich gelohnt hat: So oft man das Album hört, jedes Mal enthüllt und enträtselt sich Neues. Neset sagt, das Ziel seines Werks sei gewesen, „den Punkt zu finden, an dem alles Sinn ergibt.“ Für den Hörer ist die Suche nach diesem Punkt ebenso spannend wie lohnenswert.
'Faszinierende neue Musik im Grenzbereich von Jazz und moderner Klassik'. (SPIEGEL Online)
„Enorme Ambitionen entwickelt Marius Neset auf diesem Album […] und gestaltet diesen Hybrid aus Jazz und Klassik auf mitreißende Art und Weise.“ (Jazz thing)
„Marius Neset wagt sich in den Bereich der zeitgenössischen Kammermusik. […] Das Orchester wird dabei vollwertiger Partner der Band. (Rondo)
„Neset verbindet schlüssig Improvisation mit Auskomponiertem.“ (Jazzpodium)
„Ein furioser Dialog zwischen Jazzquartett und Kammerorchester.“ (Jazzthetik)
Marius Neset, Tenor- und Sopransaxophon
Ivo Neame, Klavier
Petter Eldh, Bass
Anton Eger, Schlagzeug
London Sinfonietta
Geoffrey Paterson, Dirigent
Recorded by Jon Bailey at AIR Studios, London, 16th and 17th March, 2015
Mixed by August Wanngren at We Know Music Studios
Mastered by Thomas Eberger at Stockholm Mastering
Produced by Marius Neset with Anton Eger
Marius Neset
was born in 1985, in Bergen, a sleepy Norwegian harbour town that’s home to the internationally renowned Nattjazz Festival (Neset won the Talent Award there in 2004). Besides his love of jazz in its widest sense, the saxophonist-composer also grew up listening to bands from the so-called ‘Bergen wave’ of post-rock such as Royksopp (and from there on to Radiohead) through to the great classical composer of his hometown Edvard Grieg as well as more contemporary art music. “I love being in the mountains, and silence is a music as well. Maybe it’s because I’m from Norway I feel this,” he says. It accounts for the huge diversity and fluidity of movement between different elements of so-called genres that’s been a key characteristic of Marius Neset’s music to date.
When only 5 years old, before taking up the sax, he took lessons on drums and this has had a significant impact on his approach to composition in particular. “I think the drums gave me a rhythmic base that was very important. I learnt very young to play in these odd meters so I think I have a very natural feel for it,” he says. Neset, in live performance, also has the uncanny ability of making one saxophone sound like two or three.
In 2003 Neset moved to Copenhagen to study at the Rhythmic Music Conservatory. The great English pianist and large ensemble arranger Django Bates was professor there at the time and became Neset’s mentor. The saxophonist went on to become the star turn in Bates’ student big band StoRMchaser recording a CD Spring is Here (Shall we Dance?) in 2008. Meanwhile Neset also released his debut Suite for the Seven Mountains that year on the Danish Calibrated label. Besides a string quartet, it featured the Swedish drummer Anton Eger, who alongside Neset was also a leading member of Scandi-fusion boy band JazzKamikaze. In 2010 Django Bates took him to London to play at a concert at Kings Place marking his 50th birthday. Neset also appeared as a guest in Django Bates’ long time ensemble Human Chain at the famous Ronnie Scott’s club. Recorded by BBC Jazz on 3 he wowed the audience with his contrast of lightening virtuosity and tender, ethereal lyricism. One of those blown away was Dave Stapleton head of the fast emerging UK independent jazz label Edition Records.
Edition signed Neset to the label in 2011. GoldenXplosion, featuring a quartet that included Django on keys and the Scandi-Brit trio Phronesis’ rhythm section of Jasper Hoiby and Eger, was released to glowing press reviews with The Guardian writer John Fordham accurately predicting Neset would be, “on his way to being one of the biggest new draws on the circuit”. By the time of his second CD on Edition Birds in 2012, Neset had started developing his penchant for larger ensemble music and a widescreen palette of instrumental sound.
Still only 29 years of age, Neset is successfully hitting the international stage, and being talked about as a big tenor in a lineage that extends from the post-bop Americans from Michael Brecker, Chris Potter through to fellow Norwegian Jan Garbarek. But there’s a lot more to one of Europe’s brightest young stars than that. “I’m very inspired by people like Frank Zappa, Django Bates, Pat Metheny and Wayne Shorter where the music and the playing is one,” he has said. Neset’s classy, cohesive composition and arranging skills have come into even sharper focus with a new album Lion released in 2014, his debut for the Munich-based ACT, one of Europe’s leading jazz labels, in a collaboration with the celebrated Trondheim Jazz Orchestra, whose former collaborations have boasted the likes of Chick Corea and Pat Metheny. It was originally a commission to compose for the 13-piece orchestra (in a lineup that includes tuba player Daniel Herskedal, a fellow student at RMC who together released an impressive duo album Neck of the Woods in 2012.) for a concert at the 2012 Molde Jazz Festival. “After the premiere in Molde, these compositions felt so special that we decided to record this album and play many more concerts with it,” he says.
Booklet für Snowmelt