At Onkel Pö's Carnegie Hall, Hamburg 1976, Vol. 1 (Remastered) (Live) James Booker

Album info

Album-Release:
2019

HRA-Release:
09.02.2021

Label: Jazzline

Genre: Jazz

Subgenre: Jazz Blues

Artist: James Booker

Album including Album cover

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Formats & Prices

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FLAC 48 $ 13.50
  • 1 Roberta / Tell Me How You Feel (Live) 04:14
  • 2 Every Day I Have the Blues (Live) 07:13
  • 3 Classified (Live) 03:22
  • 4 One Hell of a Nerve (Live) 05:07
  • 5 Keep on Gwine (Live) 03:23
  • 6 Rockin' Pneumonia and the Boogie Woogie Flu (Live) 02:54
  • 7 Please Send Me Someone to Love (Live) 05:09
  • 8 All by Myself (Live) 04:23
  • 9 Ain't Nobody's Business (Live) 04:55
  • 10 Something You've Got (Live) 02:54
  • 11 My Bonnie (Live) 04:57
  • 12 Live (Live) 08:01
  • 13 Junco Partner (Live) 04:33
  • 14 Let's Make a Better Work (Live) 03:32
  • 15 Lonely Avenue & Stormy Monday (Live) 06:51
  • Total Runtime 01:11:28

Info for At Onkel Pö's Carnegie Hall, Hamburg 1976, Vol. 1 (Remastered) (Live)

Der gute böse Geist des Blues: Ob wohl damals, am 27. Oktober 1976, dessen musikalische Ereignisse hier akustisch dokumentiert sind, die lokale Krawall-Journaille auch einen Sensationsreporter entsandt haben mag in „Onkel Pö’s Carnegie Hall“ – auf dass der mit gespitztem Stift notieren werde, wie sich der Mann aus New Orleans diesmal wieder daneben benimmt? James Carroll Booker III, 35 Jahre alt zur Zeit dieses Hamburg-Besuches, hatte ja immerhin schon einen (aus bürgerlichem Kultur-Blickwinkel) repräsentativ und beispielhaft miesen Ruf zu verteidigen – seit Kinderzeiten und im Gefolge eines Unfalls mit einem Rettungswagen stand er in intimstem Kontakt mit einerseits schmerzstillenden, andererseits stimmungsaufhellenden Drogen: James C. Booker war ein Junkie, wie er im Buche steht. Schwerste Alkoholprobleme kamen hinzu. Und nachdem er sich beim Umgang mit der Nadel ein Auge verletzte, trug dieser Mister Booker aus New Orleans auch noch eine Augenklappe, wie bei Piraten üblich. Da musste doch die Polizei zumindest vor der „Onkel Pö“-Tür stehen, wenn so einer anlandet!

James C. Booker war unbedingt einer jener Musik-Typen, vor denen brave Eltern die nicht mehr ganz so braven Sprösslinge immer gewarnt haben. Wer sich nun aber mit womöglich genau diesen etwas abseitigen Erwartungen in das Eckhaus Lehm- und Eppendorfer Weg begeben hatte an jenem Oktober-Abend, wer sozusagen eine tragische Legende miterleben wollte, die alle paar Minuten vom Klavierhocker oder gar von der Bühne zu fallen droht (das hat’s ja auch gegeben!), der (oder die) wird auf drastische Weise ernüchtert worden sein – nichts, gar nichts, überhaupt kein Skandal ist zumindest in diesem ersten Teil des „Pö“-Konzertes zu erleben; stattdessen eine Art Hochamt dessen, was den Blues an der Geburtsstätte ausgemacht haben mag.

James C. Booker spielt so unerhört fabelhaft und akkurat auf den Blues-Punkt genau, dass all das Gelärme und Gezeter, auch all die Legendenbildung drumherum seit dem frühen Tod 1983 (im Warteraum einer Drogenklinik!), so nebensächlich und belanglos erscheinen mag wie der Fahrplan der Hamburger U-Bahn. Bei dem ist es ja auch egal, wann die letzte fährt – wenn nur (wie in diesem Fall) einer so hingebungsvoll und voller Stimmung, Spannung und Gefühl die vielen eigenen und auch einige populärere, prominentere Geschichten des Blues erzählt; tief verwurzelt im spirituellen Humus der Stadt zwischen Mississippi und Lake Pontchartrain.

Und es kann eben nicht nur kollegiale Süßholzraspelei gewesen sein, wenn Mac Rebennack alias Dr. John oder Fats Dominos ewiger Partner Dave Bartholomew oder einer der Neville-Brüder von der kurzen, intensiven Karriere des James C. Booker berichtet haben. Sie alle haben Booker gefördert, so gut es eben ging; und ihn sicher auch vor sich selbst geschützt. Offenbar flossen abseits all der desaströsen Stolperfallen am Lebensweg dieses Musikers derart viele lebensspendende Adern des Blues-Universum zusammen, dass dieser immerzu Gefährdete, von so vielen bösen Geistern Abhängige in den energischeren Stunden nichts weniger gewesen sein muss als ein Genie seiner Zeit, seiner Epoche und der musikalischen Geschichte, aus der er hervorwuchs. Biographische Legenden berichten natürlich auch davon, dass ein derart unberechenbar agierender Mann zuweilen auch unsäglich miese Auftritte ablieferte – aber der Abend im „Onkel Pö“ kann damit nicht gemeint sein.

Klassiker hat er zur Hand: Percy Mayfield, Fats Domino und Dave Bartholomew, Jimmy Witherspoon und Allen Toussaint, Doc Pomus und T-Bone Walker. Dazu mischt er ein paar Handvoll eigener Kompositionen wie etwa die Story vom „Junco Partner“, was der Titelsong einer damals frischen Plattenaufnahme war, von der auch Dr. John berichtet … Und was er in die Hände nimmt an diesem Abend, lädt er auf mit rollenden Bässen und virtuosem Flimmern und Flirren in der rechten Hand: nichts weniger als einen in tiefster, geschundener Seele unerhört verspieltes, sich nach Leichtigkeit, Lust und Glück sehnendes Genie hören wir heute, mehr als vier Jahrzehnte danach.

„Send Me Someone to Love“ – wen interessiert es, dass das möglichst ein schöner junger Mann sein sollte? Mit nichts fällt James C. Booker aus dem Rahmen an diesem offenbar auch ihn extrem belebenden Abend im „Onkel Pö“; ein CD-Nachschlag (mit dem Finale) wird ja noch folgen. Die Polizei kann schlafen gehen, der Klatschreporter kriegt nichts zum Klatschen. Wer den Blues liebt, wer ihn ihm gern auch die Quelle für so unerhört viele spätere Entwicklungen empfindet, mit den ersten Schritten hin zu Soul und Rock und darüber hinaus, der hört hier staunend und irgendwie beglückt der kristallinen Klarheit dieses Konzertes zu. Und wenn James C. Booker, der Mann mit der Augenklappe aus New Orleans, gar „My Bonnie“ anstimmt und völlig gegen alle sentimentalen Dreiviertel-Konventionen von „Over The Sea“ und „bring back my bonnie to me“ bürstet, dann stoppen wir den CD-Player und hören uns das Stück noch mal von vorne an. - Michael Laages

James C. Booker, Klavier, Gesang

Digitally remastered




James C. Booker
Certainly one of the most flamboyant New Orleans pianists in recent memory, James Carroll Booker III was a major influence on the local rhythm & blues scene in the '50s and '60s. Booker's training included classical instruction until age 12, by which time he had already begun to gain recognition as a blues and gospel organist on radio station WMRY every Sunday. By the time he was out of high school he had recorded on several occasions, including his own first release, "Doing the Hambone," in 1953. In 1960, he made the national charts with "Gonzo," an organ instrumental, and over the course of the next two decades played and recorded with artists as varied as Lloyd Price, Aretha Franklin, Ringo Starr, the Doobie Brothers, and B.B. King. In 1967, he was convicted of possession of heroin and served a one-year sentence at Angola Penitentiary (referred to as the "Ponderosa"), which took the momentum out of an otherwise promising career. The rediscovery of "roots" music by college students during the '70s (focusing primarily on "Fess" by Professor Longhair) provided the opportunity for a comeback by 1974, with numerous engagements at local clubs like Tipitina's, The Maple Leaf, and Snug Harbor. As with "Fess," Booker's performances at the New Orleans Jazz & Heritage Festivals took on the trappings of legendary "happenings," and he often spent his festival earnings to arrive in style, pulling up to the stage in a rented Rolls Royce and attired in costumes befitting the "Piano Prince of New Orleans," complete with a cape. Such performances tended to be unpredictable: he might easily plant some Chopin into a blues tune or launch into a jeremiad on the CIA with all the fervor of a "Reverend Ike-meets-Moms Mabley" tag-team match.

Booker's left hand was simply phenomenal, often a problem for bass players who found themselves running for cover in an attempt to stay out of the way; with it he successfully amalgamated the jazz and rhythm & blues idioms of New Orleans, adding more than a touch of gospel thrown in for good measure. His playing was also highly improvisational, reinventing a progression (usually his own) so that a single piece would evolve into a medley of itself. In addition, he had a plaintive and seering vocal style which was equally comfortable with gospel, jazz standards, blues, or popular songs. Despite his personal eccentricities, Booker had the respect of New Orleans' best musicians, and elements of his influence are still very much apparent in the playing of pianists like Henry Butler and Harry Connick, Jr. (Bruce Boyd Raeburn, AMG)



This album contains no booklet.

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