Man kennt das ja: alles Gute kommt von oben, wie etwa die Sterne, die als Sterntaler im gleichnamigen Hausmärchen der Brüder Grimm vom Nachthimmel in den Schoß eines armen Waisenkindes fallen, die die glänzende Himmelsgabe mit ihrem neuen, feinen Leinenhemdchen aufsammelt. Im Song der der gleichnamigen US-amerikanischen Filmkomödie Pennies from Heaven aus dem Jahr 1936 von Arthur Johnston und Johnny Burke regnet es die glänzende Himmelsgabe in Gestalt von Pennies auf eine Stadt herunter: „Every time it rains, it rains pennies from heaven. Don't you know each cloud contains pennies from heaven? You'll find your fortune's fallin' all over the town. Be sure that your umbrella is upside down. Trade them fora package of sunshine and flowers...”
Eben diesen Penny-Song hat sich das Mandelring Quartett als Titel für das neue Album gewählt, auf dem in bunter Mischung dem Klassikrepertoire und der Unterhaltungsmusik im weitesten Sinne entnommene Lieblingsstücke des Quartetts versammelt sind, so auch der Titelsong der gleichnamigen Filmkomödie in einem speziellen auf das Mandelring Quartett zugeschnittenen Arrangement. Das 1983 gegründete Mandelring Quartett gehört zu den weltweit auftretenden Spitzenensemble dieses Genres. Aktuell besteht das für auf dem Berliner Label Audite dokumentierte Quartett aus den Geschwistern Sebastian, Nanette (beide Violine) und Bernhard Schmidt (Cello) sowie dem befreundeten Bratschisten Andreas Willwohl.
Das Adagio aus Wolfgang Amadeus Mozarts ersten Streichquartett erweist sich interpretatorisch als ein Höhepunkt des neuen Albums des Mandelring Quartetts. Den Auftakt von Pennies for Heaven“ bildet Fritz Kreislers ursprünglich für Geige und Klavier komponierte parodistische „Miniature Viennese March“, dem das Quartett den funkelnden Charakter eines Salonstücks Wiener Art nichts schuldig bleibt. Nicht mitzutanzen fällt bei dem mitreißend gespielten Polka-Allegretto aus dem Ballett „Das goldene Zeitalter“ von Schostakowitsch ausgesprochen schwer. In die Welt des Tangos entführt uns das Mandelring Quartett mit schwungvollem Ansatz in starker Konkurrenz zu der üblichen Bandoneon-Besetzung mit „La vi llegar“ von Enrique Francini und „Cafetin de Buenos Aires“ von Mariano Mores im überzeugenden Arrangement von Werner Thomas-Mifune. Als Kontrastprogramm zum Polka entführt uns das Mandelring Quartett mit dem Lento aus dem „Amerikanischen Streichquartett“ von Antonin Dvorak mitten in herrlich weit schwingende Landschaften. Unmittelbar zu Herzen geht das Andante cantabile aus dem Streichquartett Nr. 1 von Peter Tschaikowsky. Danach geht die Sonne wieder auf mit Joseph Haydns „Vogelquartett“. Die Post geht ab mit Stevie Wonders „Sir Duke“ und zu guter Letzt mit William C. Handys Bearbeitung des St. Louis Blues, den das Mandelring Quartett geradezu burschikos präsentiert.
Die Musik auf dem Album Pennies from Heaven des Mandelring Quartetts erweist sich als glänzende Himmelsgabe, die in Gestalt von sternwürdigen Interpretationen klassischer Stücke und stets auf den Punkt abgelieferten Stücken Unterhaltungsmusik in bunter Mischung nichts weniger als pure Freude und wohltuenden Trost zum Ausklang des virusbedingt problematischen Jahres 2020 verbreitet.
Mandelring Quartett