Deep Purple – =1

Review Deep Purple – =1

Sie waren mit 117 dB mal die lauteste Rockgruppe der Welt. Dass es keiner phonstarken Superlative bedarf, um großartigen Rock zu spielen, beweist =1, das 23. Studioalbum von Deep Purple. Seit heute ist es zu haben.

Seit 57 Jahren ist Deep Purple ein Maßstab für soliden Rock mit Hirn. Wobei sie einige Häutungen hinter sich hat. Von der Ursprungs-Besetzung ist nur Drummer Ian Paice an Bord. Praktisch Ursprungs-Besetzung sind Sänger Ian Gillian und Roger Glover am Bass, die allerdings beide mal eine Auszeit nahmen. Die Hammondorgel hat seit 2002 Don Airey im Griff, der den legendären Jon Lord ablöste, die Gitarre spielt Simon McBride, der seit 2022 Steve Morse vergessen macht. Geblieben ist ihre intensive Rockmusik (sieht man von den orchestralen Anfangsausflügen unter Jon Lords Ägide mal ab).

=1 ist ein Rückgriff von Deep Purple in die legendären 1970-er bezogen auf die musikalische Grundauffassung: gerade heraus, kräftig und auf den Punkt. Der Sound ist dabei mit den Möglichkeiten der 2020-er allerdings von ganz anderer Güte und liefert ein Vielfaches an akustischem Glück für die geübten Edelohren.

Produziert hat das Album übrigens der ähnlich legendäre Bob Ezrin. Der Kanadier hat zahlreiche Alben der Who-is-Who des Rock veredelt, darunter neben den jüngeren Deep Purple Alben beispielsweise The Wall von Pink Floyd, diverse Alben von Alice Cooper und Kiss, Berlin von Lou Reed, Peter Gabriels Album gleichen Namens und auch 30 Seconds to Mars von eben dieser Band.

Am Pult von =1 hat Ezrin den runden Sound von Whoosh! wiedererweckt und damit eine treibende Kraft aktiviert, die jeden Ton fantastisch zur Geltung bringt. Highlights sind musikalisch wie klanglich Pictures of You, das laid back rollende No Money To Burn, das zarte I’ll Catch You und in jedem Fall auch das treibende Portable Door, das seinen Charme nicht zuletzt aus der gurgelnden Hammond-Orgel bezieht. Zum krönenden Abschluss gibt es mit Bleeding Obvious noch einen Hauch von Prog-Rock ins Gemisch, was sich ausnehmend gut anfühlt.

=1 zeigt, dass auch 2024 noch solider und überzeugender Rock möglich ist, der unprätentiös die Register zieht, die einem unter die Haut gehen. Und dass das Knistern einer Langspielplatte zwar schön nostalgisch ist, aber Klanggenuss eindeutig anders funktioniert. (Thomas Semmler, HighResMac)

Deep Purple

Deep Purple – =1

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