
Ein bisschen ist es, als bekäme man mit Sonic River von Saxophonist Tobias Meinhart zwei Jazz-Alben für den Preis von einem. Das liegt nicht so sehr an der Spielzeit von fast einer Stunde, sondern es liegt an dem Block von Songs mit portugiesischem Gesang, die sich inmitten der geschmackvollen Jazz-Titel finden wie eine kleine Insel des Fado.
Meinhart kommt ursprünglich aus einem kleinen Ort nahe Regensburg, lebt aber schon sei über 15 Jahren in New York. Die Zeit in der Welthauptstadt des Jazz merkt seinem zehnten Album Sonic River deutlich an. Flüssig, spritzig, dynamisch, amerikanisch ist die Musik weit überwiegend.
„Wie lässige Surfer gleiten Meinhart und seine hochkarätigen Mitmusiker auf den Wellen der melodisch fein mäandernden Stücke“, erläutert die Promo-Beilage und fährt fort: „Unter der Führung ihres bayerischen Bandleaders verkörpern Eden Ladin am Klavier, Charles Altura an der Gitarre, Matt Penman am Bass und Obed Calvaire an den Drums mit seinen israelisch-neuseeländisch-haitianischen Wurzeln geradezu mustergültig den Melting-Pot-Charakter New Yorks. Man hört, dass sich diese fünf auch jenseits von Studio und Bühne gut verstehen.“
Das liest sich gewohnt übertrieben, trifft den Kern aber erstaunlich gut. Die Band agiert als äußerst fein verzahnte Einheit, die offenbar schon länger miteinander vertraut ist. Das kommt der Feindynamik der Darbietung deutlich zu Gute und macht den Hörgenuss noch etwas feiner.
Unterstützung erfährt die akustische Wonne auch von der exzellenten Aufnahme. Die Räumlichkeit entspricht in ihrer Ausdehnung einem großzügigen Wohnzimmer und macht den Hörraum zur intimen Erlebniskapsel. Die klare Struktur und Platzierung der Musiker tut ein Übriges und unterstützt nach Kräften, dass das Album überzeugt.
Keine Frage: Sonic River ist exzellenter amerikanischer Jazz im Fluss und ganz sicher ein Hörtipp. (Thomas Semmler, HighResMac)
Tobias Meinhart, Saxophon
Eden Ladin, Klavier
Charles Altura, Gitarre
Matt Penman, Bass
Obed Calvaire, Schlagzeug