
Zwei Pianisten, ein Italiener und ein Finne, spielen in der ehrwürdigen Berliner Philharmonie Jazz mit Humor. Der Satz hat den Charme von Comedy, wäre da nicht die Wirklichkeit: Stefano Bollani und iiro Rantala machen genau das, was der Satz sagt. Und wie!
Ein Piano-Jazz-Album mit der Prelude La Traviata von Giuseppe Verdi zu eröffnen, ist schon ein bisschen frech. Die kleinen Verzierungen und anderen Spielchen, mit denen das Duo die allseits vertraute Komposition anreichert, ist es eindeutig noch mehr und macht auch gleich die Richtung deutlich: Es darf gerne einen ernsten Boden haben, aber bitte mit Können und Spaß. Und außerdem angepasstem Gefühl.
Wie solch ein gefühlvoller Umgang mit Vorbildern aussehen kann, zeigt die Interpretation von Lucio Dallas Caruso, dessen Refrain „Ti volgio bella sai“ fast schon eine Hymne ist. Wie elegant und clever Rittala und Bollani die Grundkomposition umspielen, variieren und trotzdem tragen, ist schon beeindruckend.
Rhythmischen Kontrast liefert All’inizio, eine Komposition von Bollani, die mit munterem Auftritt, Ragtime-Feel, Fingern, die munter über die Tastatur wischen und dann in der Solopassage ein spaßiges Potpourri aus Frage, Antwort und weiteren Spielereien kredenzt. Oder June von iiro Rantala, dass mehrfach zum Ende kommt.
Und so geht es weiter. Insgesamt sind es sieben Stücke, von denen jedes mit eigenem Charakter glänzen und unterhalten darf. Bollani und Rittala in die renommierte Reihe Jazz at Berlin Philharmonic aufzunehmen, ist eine gute Entscheidung.
Das Live-Album verströmt Stimmung, Sensibilität und Charme, der die Reihe bereichert und eine weitere Nuance des Jazz klanglich überzeugend verewigt. Wobei als Kirsche auf der Akustiktorte die räumliche Aufstellung der beiden Flügel im Hörraum unzweifelhaft und eindeutig ist.
Eine schöne Bereicherung. (Thomas Semmler, HighResMac)
Stefano Bollani, Klavier
Iiro Rantala, Klavier