Seit nunmehr bald einem Vierteljahrhundert gibt es das in Köln beheimatete Signum Quartett. Es zeichnet sich durch ungewöhnliche Konstanz seiner Besetzung sowie eine Programmkonzeption aus, die in der Szene ihresgleichen sucht. Die erste Änderung der Besetzung fand 2016 statt, als die die Primaria Kerstin Dill nach zwei Jahren intensiver Suche und wechselnder Besetzung der ersten Geige durch Florian Doderer ersetzt werden konnte. Seitdem ist das mit zahlreichen Auszeichnungen und Förderprojekten bedachte Signum Quartett im wahrsten Sinne wieder komplett und kann sich voll dem Musizieren und natürlich der Programmgestaltung widmen. Nach den Dvorak und Debussy gewidmeten Alben „alla czeca“ und „soundscapes“ widmet sich das neueste Album des Signum Quartetts „Aus der Ferne“– das erste auf dem Label Pentatone, einem der ersten Hires-Spezialisten auf dem Klassikmarkt – speziell programmgestaltet Franz Schubert. Programmgestaltung heißt hier nicht trivialerweise, dass das Album exklusiv Schubert gewidmet ist, sondern dass Kompositionen für Streichquartett und vom Bratschisten des Quartetts und Solobratschisten der Münchner Kammerorchesters, Xandi van Dijk speziell für Quartettbesetzung bearbeitete Liedkompositionen des größten aller Liedkomponisten der Romantik unter dem Thema „Aus der Ferne“ gezielt zusammen und einander gegenübergestellt werden: Das bekannte Quartett Nr. 13 „Rosamunde“ steht über drei Lieder – Lachen und Weinen, Die Götter Griechenlands und Wanderers Nachtlied – dem weniger bekannten Quartett Nr. 8 gegenüber und beide Quartette, die deutlich eine Sehnsucht aus weiter Ferne vermitteln, werden von drei Liedern eingerahmt, dem Lied Aus der Ferne, mit dem das Album beginnt, gefolgt von Hirtenmelodien aus Rosamunde und Du bist die Ruh, mit dem das Album ausklingt. Das Programm macht den engen Zusammenhang zwischen Schuberts Quartett- und Liedkompositionen hörbar, der einerseits davon herrührt, dass seinerzeit beide Kompositionsarten in denselben Zirkeln aus Freunden und Bewunderern des im relativ jugendlichen Alter verstorbenen Komponisten zur Aufführung gelangten, und andererseits aus Schuberts starker Neigung herrührt, Lieder-Melodien in seinen Instrumentalkompositionen ein zweitzuverwerten. Ein prominentes Beispiel ist das Streichquartett Der Tod und das Mädchen, das im Variationensatz Schuberts gleichnamiges Lied zitiert und variiert. Eine weitere Zweitverwertung findet sich auf dem Album „Aus der Ferne“ zu Beginn und im Menuett des Rosamunde-Quartetts in Gestalt eines Zitats des Lieds Die Götter Griechenlands, das im Menuett erneut auftaucht. Unverändert zitiert wird im Andante des Rosamunde-Quartetts übrigens auch das Thema der Zwischenaktsmusik Nr. 3 der Bühnenmusik zum Schauspiel Rosamunde. Die Zweitverwertung eigener Kompositionen war also für Schubert nicht nur für Lieder/Streichquartette, sondern auch für Orchestermusik/Streichquartette an der Tagesordnung. Das Booklet zu Aus der Ferne geht ausführlich auf diese Besonderheit in Schuberts Kompositionen und auf weitere auf diesem Album festgehaltene Querverbindungen zwischen den Quartett- und Liedkompositionen ein, die das Signum Quartett motiviert haben, das Programm der Schubertschen Kompositionen auf Aus der Ferne gezielt zu konzipieren.
Lassen Sie sich vom auf höchstem Niveau musizierenden Signum Quartetts auf deren neuem Album auf eine spannende Reise durch ausgewählte Lied- und Quartettkompositionen Schuberts mitnehmen. Es lohnt sich also, Aus der Ferne herunterzuladen, zumal das Label Pentatone wieder einmal seinem Ruf mehr als gerecht wird, allerbesten, hochaufgelösten Sound abzuliefern.
Signum Quartett