Ich glaube, ich schrieb schon einmal, im Jazz sei bereits alles gespielt, nur noch nicht von jedem. Ich muss einräumen, so ganz stimmt das nicht. Martin Dahanukar setzt mit seinem neuen Album Morpho zum Gegenbeweis an – und irgendwie hat er recht.
Es ist nicht so, dass Morpho sich dem Genre entzöge oder es in waghalsigen Stunts mit Genre-Mixes neue Federn an das alte Kleid zu heften versucht. Im Gegenteil ist vieles in Struktur, Rhythmik, Melodik und Intonation gar nicht so anders. Vordergründig.
Dann aber ist es das doch. Anders. Nuancen, Akzente, Spielweisen und ihre Kombination mit den übrigen Musikern scheren sich nicht zwingend um die Konventionen. Und noch weniger um die Akustik.
Arundhati Dances kombiniert ein Fender Rhodes mit Trompete, soften Basslines und einem poppigen Schlagzeug. Zum Beispiel.
Riff Raff mischt gefällig dahin fließende melodische Passagen mit knackig-harten Rhythmus-Strukturen als Antwort. Und auch hier: Rhodes meets Pop mit Ride-Grooves auf Crash- und Splash-Becken. Was manchmal etwas übertrieben wirkt. Aber: Es wirkt.
Elsa hat ein fast klassisches Gewandt, allerdings sind die Besen überraschend munter, was dem Stück gut ansteht. Und auch Cœurina lässt es nicht an Munterkeit fehlen.
Munterkeit, gepaart mit Frische, das ist, was Morpho von anderen Jazz-Alben unterscheidet und hörenswert macht. Der kompakt gestellte Mix, der ein bisschen an U-Musik erinnert, verstärkt hierbei die Intensität, lässt aber genug Raum, um die Musiker differenziert zu präsentieren.
Ohne Frage: Morpho von Martin Dahanukar ist ein sehr interessantes wie unterhaltsames Album. Nur leider etwas kurz. (Thomas Semmler, HighResMac)
Martin Dahanukar, Trompete
Mike Haudenschild, Keyboards
Pierre Horisberger, Schlagzeug