Manuel de Fallas Ballettmusik “El sombrero de los picos”, der Dreispitz“ ist ein ausgewiesenes Leib-und-Magenstück des Schweizer Dirigenten Ernest Ansermet und des von ihm 1940 mit Unterstützung des Rundfunks gegründeten Orchestre de la Suisse Romande, kurz OSR, mit Sitz in Genf. Von der Affinität des Dirigenten und des Orchesters zu Kompositionen des Spaniers De Falla kündet eine bis heute auf LP und CD erhältliche Aufnahme aus dem Jahr 1961 auf dem Decca-Label. Diese Aufnahme darf ob ihres interpretatorischen, aber auch ob ihres klangtechnischen Referenzcharakters in keiner ernsthaften CD- oder Plattensammlung fehlen. Als langjähriger Dirigent der „Ballets Russes“ von Sergei Diagilew verfügte Ernest Ansermet über das spezifische Know-How Ballettmusik, nicht zuletzt Ballettmusik von de Falla dirigierend prägnant auf den Punkt zu bringen, was sich in Falle des „Dreispitz“ in enormer Spielfreude und hoher Präzision seiner OSR-Musiker spiegelt. Und dann ist da noch die formidable Mezzosopranistin Theresa Berganza, die nach einleitenden trockenen Paukenschlägen mit markigen Olé-Rufen und einer dramatisch aufgeladenen Einführung in die Handlung des Balletts den Reigen mitreißender spanischer Folkloretänze eröffnet.
Angesichts einer Theresa Berganza, die das Idiom des Flamencos mit der Muttermilch eingesogen hat, macht, Sophie Harmsen, der Mezzo in der Neuaufnahme der Ballettmusik „El sombrero de los Picos“ mit ihrer zu sehr auf Oper getrimmten Stimme keinen Stich. Dafür punktet das OSR unter Kazuki Yamada mit einer Interpretation, die an Spielkultur das „originale“ OSR unter Ansermet aussticht. Die edle Klangschönheit, mit der das heutige OSR für sich einnimmt, und die sicherlich auch auf das Konto der Toningenieure von Pentatone und des nicht zuletzt des hochauflösenden Downloads geht, stand dem „originalen OSR“ und den Decca-Tontechnikern mit ihren analogen Bandmaschinen nicht zur Verfügung. Entfesselte Klangausbrüche erlebt man auf der neuen ebenso wie auf der alten OSR-Aufnahme. Gewalttätiger und damit stärker unter die Haut gehend klingt das allerdings auf der alten Aufnahme mit dem weniger auf Klangschönheit getrimmten und rauer aufspielenden OSR. Hat man die konkurrenzlose OSR-Aufnahme mit Ansermet nicht im Ohr, ist festzustellen, dass das die Neuaufnahme des Dreispitz, aber auch die Aufnahme des rituellen Feuertanzes aus de Fallas „El amor brujoo unter dem jungen Dirigenten Kazuki Yamada einen Spitzenplatz unter der reichhaltig vertretenden Konkurrenz einnimmt.
Die „Noches en los jardines de España“, also die Nächte in spanischen Gärten mit obligatorischem Klavier sind das spanische Gegenstück zu den impressionistischen Kompositionen eines Claude Debussy, die de Falla anlässlich seines Paris-Aufenthalts aus erster Hand kennen lernte. De Falla hat in diesen Variationen für Klavier und Orchester die Nachtstimmung in verschiedenen historischen Gärten Spaniens vielfarbig und stimmungsvoll eingefangen. Beinahe meint man, den würzigen, von der tagsüber aufgeheizten Luft verströmten Duft der Bepflanzung der Gärten zusammen mit der zwischenzeitlich angenehm gemilderten Hitze wahrzunehmen, so stark ist das akustische Erlebnis der teils irrlichternden Komposition. Hier ist das klangschöne OSR voll in seinem Element und die japanische, Pianistin Mari Kodama die sich mit Aufnahmen der der vollständigen Beethovenschen Sonaten und Konzerte beim Label Pentatone einen Namen gemacht hat, setzt mit ihrem einmal rauschendem, ein anderes Mal perlenden virtuosen Spiel helle Lichter in den halbdunklen spanischen Nächten. Authentischer kann man diese, den Höhepunkt dieses Downloads bildenden, impressionistischen Stimmungsbilder nicht gestalten. Mari Kodama, Klavier (in Nights in the Gardens of Spain)
Mari Kodama, Klavier (in Nights in the Gardens of Spain)
Sophie Harmsen, Mezzosopran (in The Three-cornered Hat)
Orchestre de la Suisse Romande
Kazuki Yamada, Dirigent