Das Requiem von Gabriel Fauré ist eines der am häufigsten eingespielten Stücke des französischen Komponisten. Daher ist es ob seiner Popularität eine Verlockung, angesichts der Masse an Vergleichsmöglichkeiten durchaus ein Wagnis, sich der Komposition anzunehmen. Le Concert Spirituel unter Hervé Niquet mit Spranistin Emöke Baráth und Bariton Philippe Estèphe haben es gewagt. Und gewonnen.
Die Einspielung, die jetzt von Alpha Classics veröffentlicht wurde, ist eine hervorragende Präsentation des musikalischen Schatzes, den Fauré in seinen Noten eingeflochten hat. Orchester und Solisten erfassen die klangliche Fülle des Klagegesangs und ihre emotionale Dichte in bestrickender Weise. Hoch anzurechnen ist, dass sie die früher Fassung von 1893 gewählt haben, in der Bläser und Streicher noch fehlen, so dass die musikalische Aussage sehr konzentriert und so beinahe ein Destillat bleibt. Entsprechend bewegend ist ihre Interpretation, die zudem dank die Güte der Aufnahme transparent und füllend aus den Lautsprechern klingt.
Erweitert werden die sieben Sätze des Requiems durch die Messe de Clovis, die Charles Gonoud 1891 komponierte, also kurz vor dem Requiem Faurés. Die Messe für den Helden Choldwig, der in Frankreich ähnlich wie Janne d’Arc als ikonische Figur verehrt wird. Die Klänge Gounods sind hierbei von ganz anderem Character. Das liegt zum einen an seinem kompositorischen Ansatz, der sich enger an klassischer Kirchenmusik orientiert, und auch an der Instrumentierung, die sich auf Orgel und Chor beschränkt. Das gibt der Musik einen wesentlich spirituelleren Charakter, was die Benennung der Stücke mit den klassischen Bezeichnungen wie Kyrie, Gloria, Credo und Sanctus zusätzlich unterstreicht.
Abgerundet wird das Album durch zwei kurze Stücke, zum einen O salutaris von Louis Auvert und Adagio pour violon et orgue von André Capalet. Auch sie gehören in die Gruppe der kirchlichen Stücke, und sie erweitern die Spanne der klanglichen Darbietung. Auvert schafft mit Orgel, Violine und Sopran eine sehr intime Atmosphäre, die in der Einspielung geradezu greifbar ist. Capalet reduziert noch weiter und spart den Gesang, was das Zusammenspiel von Orgel als tragendes Fundament und Violine als klagende Stimme noch intensiver macht.
Das ist ein würdiger Abschluss eines äußerst gelungenen Albums, zu dem man Alpha Classics allemal gratulieren darf. (Thomas Semmler, HighResMac)
Emőke Baráth, Sopran (Tracks 4, 14)
Philippe Estèphe, Bariton (Tracks 2, 6)
Chouchane Siranossian, Solo Violine (Tracks 14, 15)
Le Concert Spirituel
Herve Niquet, Leitung