Auf dem Album Verklärte Nacht finden sich gleichnamige Vertonungen dieses Gedichts von Richard Dehmel der Komponisten Schönberg und Oskar Fried. Richard Dehmel galt in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Lyriker, dessen Gedichte von zahlreichen zeitgenössischen Komponisten von Richard Strauss bis Kurt Weill in Töne gesetzt worden sind. Die oft sinnliche und erotische Lyrik Dehmels zeigt „vitalistische[s] Ungestüm“ und thematisiert oft „Lust und Abschiedsschmerz“. So auch Gedicht des Lyrikers Verklärte Nacht, in dem es um geht: Zwischen Halluzinationen, Erinnerungen und qualvoller Gegenwart changiert das Gefühlsleben eines im Sterben befindlichen jungen Soldaten, der im Traum Kämpfe mit Märschen, seine Liebe und seine Kindheit nacherlebt. Am bekanntesten ist bis heute die Tondichtung Verklärte Nacht von Arnold Schönbergs, die 1899 als Sextett entstand, die Version, die es auf dem Album Verklärte Nacht zuhören gibt, und die fast zwei Jahrzehnte später für Streichorchester überarbeitet wurde. Bei Schönberg ist das Dehmel-Gedicht eine süffige, spätromantische Komposition ohne Gesang. Im Gegensatz zu Schönberg nimmt die Vertonung des Gedichts durch den heutzutage als Komponist wenig bekannten Dirigenten Oskar Fried als opernhafte Szene für Mezzosopran und Tenor Gestalt an, hier gesungen von Christine Rice mit weichen Piano zugänglicher, im Forte strahlender Stimme und Stuart Skelton, einem offensichtlich stimmlich durchsetzungsstarken Wagnertenor.
Auch in dem Gedicht vom Erwin Weill erliegt ein junger Mann dem Fieber und eine darauf zurückgehende, ebenfalls im Album Verklärte Nacht enthaltene gleichnamige Tondichtung stammt von Fritz Lehár, der der Nachwelt im Wesentliche als Operetten-Komponist bekannt ist, und dem man diese expressive, existentielle Tondichtung, die frei von jeglicher Operetten-Leichtigkeit ist, nicht zugetraut hätte.
Schlussstück des Albums bilden Korngolds Lieder des Abschieds für Tenor und Orchester, wiederum mit Stuart Skeleton, aus den Jahren 1920-21, vier üppig glitzernde Lieder der Sehnsucht, die ein Abschied von der Romantik selbst sein könnten.
Verantwortlich für das rundherum glänzende Bild, das dieses Album abgibt, sind neben den beiden Sängern der britische Dirigent Edward Gardner und das BBC Symphony Orchestra, Hauptorchester des britischen Rundfunks und in dieser Funktion auch auf den Proms aktiv. Gegründet wurde dieses Orchester 1928 als gemeinsames Unternehmen der BBC und des Dirigenten Sir Thomas Beecham, dem die britische Orchesterszene die Gründung und auch teilweise die Finanzierung einer ganzen Reihe von Orchestern verdankt, zuletzt des Royal Philharmonic Orchestra. Beecham zog sich jedoch bereits ein Jahr später zurück und die Aufgabe, das Orchester zusammenzustellen und auszubilden, fiel dem Musikdirektor der BBC, Adrian Boult, zu. Zu den Gastdirigenten der ersten Jahre gehörte Arturo Toscanini, der das Orchester als das beste beurteilte, das er je dirigiert hatte. Später durchlief das Orchester etliche Qualitätstiefen, befindet sich steht jedoch heute, einige Orchester-Erzieher später auf einem formidablen Niveau, wie auf diesem Album zu hören.
Edward Gardner, weltweit aktiver Chefdirigent des Bergen Philharmonic Orchestra befeuert das BBC SO auf dem Album Verklärte Nacht zu Höchstleistungen. Dieses Album, das in High End Klangqualität aufgenommen worden ist, muss man als hochaufgelösten Downloads haben.
Christine Rice, Mezzosopran
Stuart Skelton, Tenor
BBC Symphony Orchestra
Edward Gardner, Dirigent