Rumer
Biographie Rumer
Jools Holland liebt sie, Elton John lobt sie und Burt Bacharach ließ sie einfliegen, um Songs mit ihr zu schreiben. Die Songs auf ihrem Debüt-Album Seasons Of My Soul stammen allerdings fast komplett aus RUMERs eigener Feder, und das muss auch so sein, denn hier erzählt die britische Songwriterin von ihrer eigenen Geschichte. Allerdings auf einem so hohen Niveau, dass sie jeden berühren, der sich den überaus eleganten und intensiven Klängen hingibt. Die erste Single Slow übte jedenfalls schon eine hinreißende Wirkung aus und ihr Debüt Album stieg auf Platz # 3 in die englischen Charts ein und hat dort mittlerweile Gold Status erreicht.Ein perfekter Start für eine Songwriterin, die zurzeit überall auf offene Ohren stößt.
Mit 11 Songs präsentiert RUMER auf Seasons Of My Soul ein beeindruckendes Repertoire an äußerst reifen Kompositionen, die zwischen heiterer Gelassenheit und dem Hauch von Melancholie changieren. Die gelungenen Arrangements, die mit wunderbar weichen Bläsern und leicht jazzigem Touch angesetzt sind, tragen die nahezu schwebende Stimme RUMERs beinah wie ein Windhauch durch die Songs. Eine Stimme, die bereits vielfach mit der von Carole King und Karen Carpenter verglichen wurde, und vielleicht könnte man auch noch k.d. lang als Vergleichsstütze mit heranziehen - wenn Vergleiche in diesem Fall denn überhaupt angebracht sind.
Für die Aufnahmen ihres ersten Albums konnte RUMER auf die Erfahrung Steve Browns zurückgreifen, der die Songwriterin bei einem Auftritt im Cobden Club in Kensal Rise entdeckte und sie bei dreien der elf Songs auch kompositorisch unterstützte. Ihren ersten Hit Slow allerdings schrieb sie im Alleingang: „Es ist ein Liebeslied”, beschreibt RUMER den Song, bei dem man sich auf Anhieb in diese Stimme verliebt. „Allerdings geht es um eine unerwiderte Liebe, und der Refrain hat so ein bisschen die Funktion wie der Chor in einem griechischen Drama. Er erinnert daran, dass man sich dem Gefühl der Liebe nicht zu schnell und unbedacht hingeben soll.“ Sehr viel gelöster - wenn auch nicht minder melancholisch - wirkt dagegen Aretha, das einen Hauch klassischen Soul mitbringt und eine berührende Hommage an die große Dame des Soul darstellt: Es geht, neben anderen Dingen, um „die Dankbarkeit, die man Künstlern gegenüber empfindet, die einen stets begleiten, auch in schwierigen Zeiten. Jeder hat seine eigene Aretha. Ich könnte mir kein Leben ohne eine Aretha vorstellen.“
Schwierige Zeiten hat RUMER mit Sicherheit durchlebt, mindestens jedoch Zeiten, in denen es Anlass zu Verwirrung gab. Ihre Kindheit verbrachte die heute 31-Jährige als siebtes Kind eines britischen Paares in der Nähe von Islamabad in Pakistan. Relativ isoliert wuchs sie ein paar Jahre in einer Auswanderer-Siedlung auf - ohne Fernsehen, ohne Zeitung und in einer Atmosphäre, in der alle Kinder der Siedlung unbändig hin und her laufen konnten. Musik war der bevorzugte Zeitvertreib der Geschwister, und als RUMER sieben Jahre alt war, schenkte ihr Bruder ihr eine Gitarre - auf der in den letzten Jahren übrigens auch die Songs von Seasons Of My Soul entstanden. „Es war eine völlig unwirkliche Landschaft“, so erinnert sie sich. „Unser Universum war einzig und allein durch uns selbst definiert.“
Alles änderte sich, als die Familie zurück nach England ging und sich im Naturschutzgebiet New Forest bei Southampton ansiedelte. Zum ersten Mal im Leben gab es einen Fernseher, was RUMER sofort ausgiebig nutzte und sich sämtliche Filme mit Judy Garland anschaute. Entwurzelt in der neuen Umgebung, flüchtete sie sich in Filmromantik und Musik - wie man bei Slow und Come To Me High heraushören kann „Meine Songs schöpfen aus den Elementen der Folk-Tradition, mit der ich aufgewachsen bin“, erklärt sie. „Aber als ich begann, Songs zu schreiben, kombinierte ich das mit kinematischen, epischen Akkorden. Ich bin immer auf der Suche nach einer romantischen Melodie. Eigentlich wollte ich immer nur den Soundtrack für Hedy Lamarr schreiben, wie sie eine Wendeltreppe hinuntergeht.“
Doch es dauerte nicht lange, bis die Eltern sich trennten, denn ihr vermeintlicher Vater erfuhr, dass sie in Wirklichkeit die Frucht einer Affäre war, die ihre Mutter mit dem pakistanischen Koch der Familie hatte. Diese denkbar verwirrende Erkenntnis traf sie mit elf Jahren. „Mein Dad ging aber sehr sensibel damit um. Er änderte sein Verhalten mir gegenüber überhaupt nicht, obwohl das alles sehr schmerzhaft für uns alle war.“ Nach der Trennung der Eltern verbrachte RUMER die meiste Zeit des Jahres bei ihrem Vater in Carlisle und fuhr lediglich im Sommer nach New Forest zu ihrer Mutter. Mit 16 besuchte sie das Art College in Devon und wurde Mitglied in der Indieband La Honda. Schon damals wurden Radio 1 und der NME aufmerksam, doch erkrankte ihre Mutter schwer an Brustkrebs, und RUMER beschloss, zurück nach New Forest zu gehen. Dort richtete sie sich in einem Wohnwagen auf einem Schrottplatz ein und hielt sich über Wasser, indem sie Bands für lokale Clubs buchte und - trotz fehlender Qualifikation - als Dozentin für Drama im örtlichen College arbeitete. „In meinem Wohnwagen kehrte ich zu meiner Kindheit zurück“, erinnerte sie sich rückblickend.