Diaspora in Buenos Aires The Linetzky Family
Album info
Album-Release:
2012
HRA-Release:
06.07.2012
Label: Winter & Winter
Genre: Folk
Subgenre: Traditional Folk
Artist: The Linetzky Family
Composer: Public Domain
Album including Album cover
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- 1 Belz (Introduction) 01:44
- 2 Polka + Sher 01:35
- 3 Belz 04:40
- 4 Melody from the Film The Dibbuk 03:05
- 5 Sher 02:03
- 6 Aretes De La Gitana 02:33
- 7 Abdala 00:55
- 8 Suite Mozaica 02:40
- 9 The Melody from Belz 00:56
- 10 Eveinu Shalom Aleijem Ine Ma Tov U Ma Naim Laase Shalom 02:45
- 11 Vals Del Borracho 01:31
- 12 Vals Del Borracho 02:12
- 13 Ot Azoy 03:40
- 14 Ruso 01:36
- 15 Flatbush Vals 03:03
- 16 Oifn Pripitchik 00:58
- 17 Doina 03:43
- 18 Yah Ribon 02:09
- 19 Freilech 01:35
- 20 Sher Lento 02:42
- 21 Bulgarish 02:08
- 22 Sher Del Libro 02:13
- 23 Polka 01:27
- 24 Belz 05:20
Info for Diaspora in Buenos Aires
Seit fast 100 Jahren pflegen die Linetzkys jüdische Hausmusik fern ihrer alten Heimat. 1929 vertreiben die gesellschaftlichen Zustände in Osteuropa die Familie in die Diaspora nach Buenos Aires. Das Album 'Diaspora in Buenos Aires' ist ein ergreifender musikalischer Hörfilm über jüdisches Leben fern der Muttererde, aber dennoch nicht entwurzelt.
Andrés Linetzkys Großvater José Linetzky wird 1916 im Ersten Weltkrieg in Bels im Osten Europas geboren. Damals leben dort noch 6000 Einwohner, davon 3600 Juden. Jüdische Kultur ist hier zu Hause. Die Linetzkys wohnen in der ‘Strasse der Musiker‘, sie sind Klesmer, so heißen die Musiker, die 'jiddische' Musik spielen, und haben eine Buchhandlung. Die Familie seines anderen Großvaters Jaime Szczupak stammt ebenfalls aus Europa, aus Polen, und auch diese Vorfahren suchen 1929 ein neues Leben in Argentinien. In diesem Jahr der Auswanderung feiert José seinen dreizehnten Geburtstag und er lernt von seiner Mutter das Spielen der Mandoline. Später, in den vierziger Jahren verliebt sich José in Rosita Garber, auch sie hat Musik im Blut und spielt Klarinette. Und zur Hausmusik sitzen beide auf einem Stuhl am Klavier und José spielt die linke und Rosita die rechte Hand. Heimlich küssen sie sich, was sie erst später einmal der Familie erzählen. 1934 heiraten die Zwei. Jahrzehnte später musiziert der nun 72-jährige Großvater José mit seinem vierzehn Jahre alten Enkel Andrés im Jahr 1988 eine Polka [Track 23]. Das vorletzte Stück stellt diese Szene in einem Rückblick vor und bildet so einen wichtigen Mosaikstein dieser Produktion.
Der Beginn der Weltwirtschaftskrise – dem Jahr der Emigration – steht 1929 als einschneidendes Ereignis in den Geschichtsbüchern, doch Europa wandelt sich schon vor diesem Termin, und das Städtchen Bels liegt mitten in den schrecklichen Veränderungen. Am Anfang des 19. Jahrhunderts zerfällt der polnische Staat und die ursprünglich einheitliche jüdische Bevölkerung im Osten Europas wird in verschiedene nationalistische Gebiete geteilt. Die Lage für die Juden verschlechtert sich gravierend Jahrzehnt für Jahrzehnt. Der größte Teil der jüdischen Bevölkerung lebt nun im Osten im zaristischen Russland, Pogrome nehmen zu, die Juden müssen ins Ansiedlungsrayon ziehen und sind mehr oder weniger ohne Rechte. Zwischen 1890 und dem Ende des Ersten Weltkriegs fliehen rund zwei Millionen Juden aus Russland nach Amerika, George Gershwins Eltern gehören dazu, und wenn man zum Beispiel »Suite mozaica« [Track 8] hört, dann lernt man seine Wurzeln kennen. Der Einwanderungsfluss in die USA verebbt erst 1924, da Beschränkungen in Kraft treten. Mauricio Kagels Vater flüchtet wie die Großeltern von Andrés nach Buenos Aires. Und auch Uri Caines Großeltern landen in den USA, durch sein 'Urlicht' wehen jiddische Klänge und weisen nicht nur auf Gustav Mahlers Herkunft.
Bels muss, wie kein anderer Ort, immer wieder seine Nationalität wechseln. Nach der Teilung Polens weht über Bels die österreich-ungarische Fahne, nach dem Niedergang der Kaisermonarchie wird das Städtchen Teil der Westukrainischen Volksrepublik, 1919 wieder Polen, dann von Deutschland besetzt, dann wieder polnisches Staatsgebiet, dann UdSSR und seit Auflösung der Sowjetunion gehört Bels der Ukraine. Das ursprüngliche jüdische Leben ist fast vollkommen ausgerottet.
Zurück in das Jahr 1929, José ist dreizehn Jahre alt, die Linetzkys wandern nach Buenos Aires aus und entgehen der drohenden Vernichtung. In ihrem Gepäck befinden sich nur wenige ausgewählte Dinge, mit auf die große Reise geht auch die Mandoline von Josés Mutter. Ihr Instrument erklingt fast einhundert Jahre später auf diesem Album. Die junge Generation der Linetzkys spielt 'Beltz mas Sher', eine Hommage an Bels. Seit Ankunft in Südamerika trifft sich die Familie bis heute jede Woche zur Hausmusik. Vom Urgroßvater zum Großvater, vom Großvater zum Vater und Sohn und Enkel wird Klezmer weitergegeben, gespielt und gepflegt. Diaspora in Buenos Aires. Andrés' Mutter Susana treibt die Familie an, die Tradition zu pflegen. Die Jungen hätten gerne darauf verzichten können, jede Woche Samstag für Samstag Klezmer zu spielen, doch heute sind sie von Herzen dankbar. Ihre Mutter hat sie mit ihrer Hartnäckigkeit reich beschenkt, sie hat ihren Kindern die Wurzeln vermittelt und sie geerdet.
Das Hauptthema »Belz« eröffnet dieses Album. Im Track 2 wird im Haus von Andrés Linetzkys Mutter eine Kassette aus vergangenen Tagen eingelegt, Großvater José spielt mit seinen Enkeln »Polka + Sher«. Nun, Jahre später nimmt die junge Generation ihre Instrumente und läßt »Belz« [Track 3] erklingen. Die Hausmusik beginnt. Im Track 7 erzählt Zeide [Großvater] von der Synagoge, von der Ekstase und singt. Dann erklingt wieder die Hausmusik, die ohne die Kraft von Mutter Susana wohl eingeschlafen und verflogen wäre. »The Melody from Belz« hallt aus einem ganz fernen Raum, Kinder [Track 10] spielen, singen. Zeide erzählt Geschichten von Belz, von einem Geigenspieler, einem Strassenmusikanten und seiner immer wiederkehrenden Walzermelodie. Nostalgie erwacht und erlischt sogleich wieder. Die jungen Linetzkys machen Hausmusik, Melodien, Akkorde und Rythmen erklingen. Gustav Mahler, George Gershwin und Uri Caine kennen diese Musik, adaptieren und führen weiter. Das alte Europa erklingt mitten in Buenos Aires in einem Zimmer im Haus der Linetzkys. Das Lied »Oifn Pripitchik« [Track 16] wird immer noch gesungen, um die Kinder in den Schlaf zu wiegen – eine Stimme verleiht Sicherheit. [Track 21] »Bulgarish« ruft der Großvater, die Musik hallt aus einem alten Kassettenrecorder und über zwanzig Jahre später übernehmen die Enkel. »Belz« [Track 24] eröffnet, erinnert und schließt in verschiedenen Versionen und Fragmenten das Album. Andrés' Tia [Großtante] Choche singt zum Ausklang eine kleine Hymne über einen Ort im Osten Europas.
Seit fünfzehn Jahren ist Andrés Linetzky mit verschiedenen Tango-Produktionen seiner Gruppen 'Tangata Rea' und 'Vale Tango' mit Winter&Winter verbunden. Bereits 1997 wirkt er als blutjunger dreiundzwanzigjähriger Pianist in dem HörFilm »¡Tango Vivo! Noches de Buenos Aires« mit. »Diaspora in Buenos Aires« ist Andrés Linetzkys fünftes Winter&Winter Album. Im Herbst 2012 erscheint ein weiteres, ganz anderes Album »Las huellas en el mar« [»Die Spuren im Meer«] seines Tango Ensembles Vale Tango. Die Kompositionen wirken wie Klangbilder über Szenen aus seiner Stadt Buenos Aires, die Linetzkys Familie über den Ozean erreicht hat. (Stefan Winter)
'Gute CDs mit Klezmermusik gibt es (zum Glück) viele, aber diese hier ist doch noch mal etwas Besonderes: 'The Linetzky Family' führt als eine Art Hörfilm nach Buenos Aires – dorthin also, wo der polnische Großvater Linetzky vor rund hundert Jahren eine neue Heimat fand. Die jüdischen Lieder aus dem Städtchen Belz hatte er freilich mitgenommen, und sie werden einer intakten Familientradition sei Dank, noch immer im privaten Kreis gespielt und gesungen. Hausmusik mit historischem Gewicht, im Miteinander der Generationen beseelt weitergereicht.' (Nürnberger Zeitung June 15, 2012)
Andrés Linetzky, piano
Bruno Linetzky, clarinet
Guillermo Linetzky, drums
José Linetzky, viola & mandolin
Leonardo Linetzky, flute
Lucila Linetzky, vocals
Matías Linetzky, trumpet & mandolin
Celia Chisty de Bacal, vocals
Jardin de infantes Sholem Aleijem, grupos Astronautim y Omanim
Ruti Jewreiski, music professor
Nora Dibner, director
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